Mit Sebescen für den mit einer Oberschenkelzerrung ausfallenden Schneider gab es bei der Leverkusener Anfangsformation nur eine Änderung. Ansonsten setzte Trainer Klaus Toppmöller nach dem 2:1-Auswärtserfolg in Köln weiterhin auf die erfolgreiche Elf der letzten Wochen. Beim Hamburger SV drehte sich das Personalkarusell zwei Mal. Coach Kurt Jara wartete mit einer etwas offensiveren Ausrichtung auf als beim jüngsten 0:0 gegen Schalke . So kamen Groth für Panadic sowie Präger für Töfting neu ins Team. Groth rückte auf die Position von Maltritz, der in die Dreierkette integriert wurde. Barbarez wurde durch Prägers Einsatz, der mit Meijer die Sturmformation bildete, hinter die Spitzen zurückgezogen.
Der HSV geriet in der BayArena durch das aggressive Pressing der Leverkusener sofort unter Druck. Neuville tauchte bereits in der dritten Spielminute frei vor Pieckenhagen auf, als er von Ballack eingesetzt an der Strafraumgrenze Hertzsch austanzte, dann aber am gut reagierenden Keeper scheiterte. Die Jara-Elf kam kaum aus der eigenen Hälfte, Kirsten und wenig später Neuville konnten weitere Gelegenheiten aber nicht nutzen. Aus heiterem Himmel, mit dem ersten konstruktiven Angriff der Gäste, fiel dann das 1:0 für den HSV. Meijer bediente am Strafraum Groth, der von der Außenlinie scharf nach innen flankte. Das Leder prallte nach Butts Fußabwehr in die Mitte vors Tor, wo Albertz goldrichtig stand und aus elf Metern zur Führung einschoss (7.). Wie so oft geriet Bayer in Rückstand und vorübergehend aus dem Rhythmus. Die Norddeutschen konnten sich etwas befreien, Hollerbach und Meijer prüften Butt (11., 12.), doch zwei Minuten später schlug die Toppmöller-Truppe zurück. Neuville trat einen Freistoß von der linken Seite, Ballack verlängerte den Ball mit dem rechten Fuß aus fünf Metern unhaltbar für Pieckenhagen zum Ausgleich ins Tor (14.). Nach dem Ausgleich übernahm der Tabellenführer sofort wieder die Spielkontrolle, brillierte mit gekonntem Kurzpass-Spiel. Ramelow, Zé Roberto und Neuville waren meist die Initiatoren der Bayer-Angriffe, die vor allem über die linke Seite vorgetragen wurden. Die beiden Angriffsspieler waren auch hauptverantwortlich für den Führungstreffer der Heimelf: Zé Roberto wurde auf der linken Außenbahn von Placente angespielt und zog eine Flanke in den Strafraum. Völlig ungedeckt konnte der überragende Neuville dort das Leder annehmen und vollendete aus sechs Metern zum 2:1 (27.). Wie so oft in dieser Saison hatte Leverkusen einen Rückstand umgebogen und hatte kurz danach die Möglichkeit, die Führung auszubauen, doch Kirsten scheiterte mit einem Schuss aus 16 Metern an Pieckenhagen. Nach einer halben Stunde nahm Bayer etwas das Tempo aus dem Spiel, zog sich etwas weiter in die eigene Hälfte zurück und machte dadurch den HSV wieder stark. Durch die Einwechslung von Töfting für den verletzten Hoogma gewannen die Hansestädter im Mittelfeld die Oberhand und hätten bis zum Seitenwechsel durchaus zum Gleichstand kommen können. Doch weder Albertz fulminanter Freistoß (36.), den Butt glänzend parierte, noch Meijers Kopfballversuch nach vorangegangenem Barbarez-Kopfstoß (38.) fanden den Weg ins Tor. Groths Freistoß über den Querbalken setzte den Schlusspunkt unter einen hochklassigen und kurzweiligen ersten Durchgang. Überzeugte die Gäste-Elf noch mit starken letzten 15 Minuten in der ersten Hälfte, war davon nach dem Pausentee nichts mehr zu sehen. Es spielte nur ein Team, und das hieß Bayer Leverkusen. Gegen die nun völlig überforderte Defensivabteilung des HSV war es nur eine Frage der Zeit, wann die Heimelf nachlegen würde. Unterstützt von Maltritz, der Zé Roberto mit einem Fehlpass "einsetzte", erzielte Neuville seinen zweiten Treffer. Der Nationalspieler wurde von dem Brasilianer an der Strafraumgrenze bedient, spielte seine Schnelligkeit aus, überlief den dabei schlecht aussehenden Hertzsch und schoss aus zwölf Metern flach ins lange Eck ein (59.). Wenig später schlug erneut das "Traum-Duo" zu. Eine von allen guten Geistern verlassene HSV-Deckung konnte wieder einmal Zé Roberto nicht bremsen, der passte vom linken Flügel in den Strafraum, wo Neuville völlig ungedeckt aus elf Metern das 4:1 erzielte (63.). Nach der klaren Führung schaltete Leverkusen ob der anstehenden Aufgabe (Champions League gegen Juve am kommenden Mittwoch) verständlicherweise einen Gang zurück. Die Gäste konnten dies nicht wie in den ersten 45 Minuten ausnutzen und waren nicht in der Lage, nochmal zuzulegen. Sie ergaben sich in ihrer Depression gegen einen in der zweiten Hälfte übermächtigen Gegner, der bis zum Ende nicht mehr tat, als notwendig. Eine spielerisch überzeugende Leverkusener Mannschaft zeigte sich erneut von einem Rückstand unbeeindruckt und siegte auch in dieser Höhe verdient. Gegen eine nur phasenweise mithaltende HSV-Elf, die vor allem in der Deckung erschreckende Schwächen offenbarte, überragte Neuville mit drei Treffern und besorgte fast im Alleingang den siebten Sieg in Folge.
Analyse mit Noten folgt am Sonntagabend