Zwei Teams, eine Taktik: Pressing
Leverkusens Trainer Roger Schmidt müsste auf den Gelb-Rot-gesperrten Spahic verzichten und brachte im Vergleich zum 3:1-Sieg in der Champions League gegen Benfica Lissabon Jedvaj in der Innenverteidigung. Paderborns Coach André Breitenreiter tauschte seine Startelf nach der 1:2-Heimpleite gegen Mönchengladbach auf zwei Positionen: Bakalorz und Strohdiek verdrängten Kutschke und Vrancic auf die Bank.
Beim ersten Ligaspiel der beiden Kontrahenten ging es sofort zur Sache: Sowohl Bayer 04 als auch die Nullsiebener agierten mit aggressiven Pressing. Dementsprechend hatten beide Offensivreihen kaum Bewegungsfreiheit. Zwar nahm die Werkself das Heft des Handels in die Hand, doch die Gäste zogen sich immer wieder schnell zurück und brachten meist alle Spieler hinter die Kugel. Während Leverkusen kaum Gefahr generierte, setzten die frechen Ostwestfalen beim Umschaltspiel auf lange Bälle aus der eigenen Hälfte auf die schnellen Außen Stoppelkamp und Koc sowie auf die einzige Spitze Kachunga.
Doppelter Torwartfehler
Der 7. Spieltag
Ein solcher schickte den flinken Koc über den rechten Flügel. Leno wollte als Torwart mitspielen, rauschte aber sträflich an der Kugel vorbei. So hatte Koc freie Bahn und schob zum 1:0 ins leere Tor ein (20.). Leverkusen reagierte mit harter Zweikampfführung und schob immer wieder mit der Unterstützung der Verteidiger über die Außenbahnen an. Paderborn stand aber kompakt, fing diverse Angriffe ab und setzte immer wieder Nadelstiche mit frechen Kontern. Leno war ein ums andere Mal als mitspielender Keeper gefordert und lief lange Bälle ab.
Erst gegen Ende der ersten Halbzeit wurde die Werkself zwingender: Ein Calhanoglu-Zuckerpass ans rechte Strafraumeck bereitete Kießling ein freies Schussfeld. Dessen wuchtiger Abschluss aus nur acht Metern wurde gerade noch von Kruse an den Pfosten gelenkt (39.). Wenig später sah dann aber auch der SCP-Keeper schlecht aus: Einen Bellarabi-Aufsetzer aus 22 Metern ließ der Schlussmann nach vorne abklatschen. Bender reagierte am schnellsten und schob zum 1:1-Pausenstand ein (42.).
Bakalorz sieht Rot
Paderborns Torwart Lukas Kruse (l.) lässt abklatschen, Leverkusens Lars Bender (r.) staubt ab. picture alliance
Der zweite Durchgang startete gleich mit einem Paukenschlag: Bellarabi feuerte aus 25 Metern, doch Kruse lenkte das harte und präzise Geschoss mit einer Glanzparade über die Latte (46.). Fortan behielt die Werkself die Zügel in der Hand, kombinierte ansehnlich nach vorne und verlagerte das Geschehen komplett in die gegnerische Hälfte. Dort fehlte aber die Genauigkeit beim finalen Ball. So nahm der Druck stetig zu, doch die massierte Defensive der Nullsiebener hielt wacker stand.
Über die komplette zweite Hälfte zelebrierte Leverkusen Einbahnstraßenfußball in Richtung Kruse. Ein echtes "Powerplay" hatte Bayer dann nach dem Platzverweis für Bakalorz: Der Mittelfeldmann grätschte von hinten gegen den davongeeilten Wendell und kassierte glatt Rot (73.). Doch plötzlich brannte es im anderen Sechzehner: Erst klärte Leno mutig mit einer Faust an der Strafraumgrenze und musste dann sofort den Rückwärtsgang einlegen, denn der eingewechselte Vrancic versuchte einen Kunstschuss aus der Distanz. Der Torwart war aber gerade rechtzeitig zurück und parierte (77.).
Atemberaubende Schlussphase
So lief der Werkself immer mehr die Zeit davon. Schmidt setzte alles auf eine Karte und brachte mit Robbie Kruse noch einen zusätzlichen Angreifer (82.). Seine Mannschaft agierte im Vorwärtsgang aber weiterhin zu hektisch und kam nicht zum Abschluss. Stattdessen liefen die Hausherren in Konter: Erst rettete Leno bei einem Schuss von Stoppelkamp aus spitzem Winkel (85.), dann musste er sich aber geschlagen geben, als erneut Stoppelkamp nach einem langen Ball durchbrach, an ihm vorbeisprintete und aus spitzem Winkel einschob (87.). Die Sensation schien perfekt, doch Bellarabi rettete zumindest noch einen Punkt, als er eine Kruse-Hereingabe von rechts sehenswert ins linke Eck donnerte (90.).
Nach der Länderspielpause spielt Leverkusen am Samstag (18. Oktober, 15.30 Uhr) beim VfB Stuttgart, während Paderborn tags darauf (17.30 Uhr) zu Hause gegen Eintracht Frankfurt antritt.