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Makkabi Berlin stellt Betrieb ein: "Niederlage für uns alle"

Nach Eskalation im Nahen Osten

Makkabi Berlin muss Betrieb einstellen: "Eine Niederlage für uns alle"

Zu unsicher: Der TuS Makkabi Berlin kann derzeit weder trainieren noch spielen.

Zu unsicher: Der TuS Makkabi Berlin kann derzeit weder trainieren noch spielen. IMAGO/Matthias Koch

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Am vergangenen Sonntag hätte der TuS Makkabi Berlin eigentlich zum Spiel der Oberliga NOFV-Nord bei der TSG Neustrelitz antreten sollen. Doch daraus wurde nichts. "Die aktuellen grausamen Angriffshandlungen auf die jüdische Welt, welche durch die palästinensischen Hamas-Terroristen auf dem Gebiet Jerusalems initiiert wurden, lassen dem Verein kein andere Wahl, als den Sport für die nächste Zeit in den Hintergrund zu stellen", so kommunizierte Gegner Neustrelitz die Spielabsage. Nun hat Alon Meyer, Deutschland-Chef des jüdischen Turn- und Sportverbandes, zu dem auch der Berliner Klub gehört, berichtet, dass der Spiel- und Trainingsbetrieb zumindest momentan komplett eingestellt werden musste. 

In einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch) erklärte Meyer dazu: "Dass wir aufgrund einer Eskalation im Nahen Osten einen sicheren Spiel- und Trainingsbetrieb eines jüdischen Vereins nicht mehr aufrechterhalten können, ist eine absolute Niederlage für uns alle", sagte er.

Meyer ist auch Präsident von Makkabi Frankfurt, dessen erste Herrenmannschaft in der dortigen Kreisoberliga an den Start geht. Dort laufe der Spiel- und Trainingsbetrieb nach einer Lageeinschätzung und nach erhöhten Sicherheitsmaßnahmen weiter. In Berlin sei hingegen alles gestoppt, "dort sind massive Maßnahmen ergriffen worden", erklärte Meyer.

Mannschaftskapitän Doron Bruck äußerte sich gegenüber dem "Tagesspiegel" ebenfalls zur angespannten Situation und machte klar: "Wir sind eine multikulturelle Truppe bei Makkabi, die Spieler kommen aus 16 verschiedenen Nationen. Aber weil wir ein jüdischer Verein sind, sind wir auch immer alarmiert."

Absage im Landespokal

Doch wie wird es weitergehen? So genau kann das dieser Tage wohl keiner sagen, zumindest findet auch das für Sonntag geplante Spiel im Berlin-Pokal beim FSV Berolina Stralau nicht statt. Gerade zum Landespokal hat Makkabi Berlin eine besondere Verbindung, qualifizierte sich das Team von Trainer Wolfgang Sandhowe im vergangenen Sommer als Gewinner des Cup-Wettbewerbs für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals. Und das als erster jüdischer Klub überhaupt. Mitte August kam es zum Duell mit Bundesligist VfL Wolfsburg, das trotz 0:6-Niederlage ein Festtag in der Vereinsgeschichte gewesen sein dürfte.

Aber aktuell beschäftigen den Verein komplett andere Themen. Meyer richtet im FAZ-Interview eine klare Forderung an die Politik: "Dass wir diese Organisationen, Institutionen und Vereine, die nichts Besseres zu tun haben, als diese Unmenschlichkeiten noch zu feiern, dass wir die nicht noch weiter mit Steuergeldern unterstützen." Meyer weiter: "Die Verantwortlichen müssen klar benannt werden, dass wir die entsprechenden Konsequenzen auch endlich vollziehen und nicht nur mit Worten verurteilen. Wir müssen Taten folgen lassen."

stw, dpa

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