Bundesliga (D)

Paciencia: Kunstschütze gegen die Torflaute

Bochum wieder mal besonders harmlos in der Offensive

Paciencia: Kunstschütze gegen die Torflaute

Goncalo Paciencia feiert sein Tor.

Goncalo Paciencia feiert sein Tor. IMAGO/Eibner

Die Bilanz spricht für eine auffällige Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor, wieder mal. In der Vorsaison, als immerhin der Klassenerhalt gelang, kam der VfL Bochum auf 40 Treffer; schwächer war nur Absteiger Schalke 04 mit 35 erzielten Toren.

In der laufenden Saison durften Bochumer Spieler in acht Begegnungen bisher erst sechs Mal über einen eigenen Treffer jubeln. Das ist die schwächste Bilanz aller Bundesligisten.

Analyse

Also: Wer könnte Abhilfe schaffen? Wie bringt Thomas Letsch das Angriffsspiel des VfL auf Touren? Immerhin erzielte seine Mannschaft am Wochenende einen der schönsten Treffer des Spieltages.

Langer Ball von Manuel Riemann, Takuma Asano schickt die Kugel halblinks an den Rand des Strafraums, Goncalo Paciencia nimmt den Ball mit links volley und überwindet mit seinem Schuss ins lange Eck Freiburgs Keeper Noah Atubolu. Prädikat: Absolut sehenswert.

Ein Traumtor, technisch perfekt, der erste Treffer des Portugiesen für den VfL Bochum. Der hat aktuell zumindest Philipp Hofmann den Rang abgelaufen, der zuvor eigentlich immer gesetzt war als Zielspieler.

Hofmann, Asano und Antwi-Adjei zu harmlos

Bälle festmachen, den äußerst stabilen Körper einsetzen, das ist Hofmanns Stärke. Ein Torjäger aber ist der Ex-Karlsruher beileibe nicht, zumindest nicht in der Bundesliga, nachdem er für den KSC in drei Jahren in der 2. Liga jeweils mehr als zehn Tore erzielt hatte.

Thomas Letsch entschied sich zuletzt stets für eine Mischung zwischen einem groß gewachsenen und einem eher quirligen Spieler, in diesem Fall also Paciencia gemeinsam mit dem dribbelstarken Takuma Asano, der allerdings auch alles andere als ein Torjäger ist.

Kommt hinzu: Auch Christopher Antwi-Adjei ist nicht gerade der große Vollstrecker. Er bringt viel Tempo mit, wie auch in Freiburg, ließ aber auch im Breisgau eine Top-Chance ungenutzt, als er allein auf das gegnerische Tor zustrebte, aber viel zu schwach und unplatziert schoss.

Gegen Mainz muss es offensiver werden

Zurück zu Kunstschütze Paciencia: Außer seinem grandiosen Treffer war in Freiburg nicht viel zu sehen von dem abschlussstarken Angreifer, der sich dennoch zunächst mal seinen Platz in der Startelf gesichert haben dürfte und wohl auch am Freitagabend im Heimspiel gegen den FSV Mainz beginnen wird.

Dazu ist allerdings auch zu erwähnen, dass Bochums Angreifer in Freiburg eben auch in der Luft hingen, selten gesucht wurden, weil sich der VfL wieder ziemlich tief gestaffelt hatte.

Das ist nachvollziehbar gegen einen Europacup-Teilnehmer, doch zum Kellerduell mit dem FSV Mainz wird Thomas Letsch seine Mannschaft etwas anders anordnen. Nachvollziehbar, dass er seine Mannschaft in Leipzig und Freiburg defensiver einstellte; nun wird der VfL ein wenig mehr den Vorwärtsgang einlegen.

Parallele zur vorigen Saison

Interessante Konstellation: Bochum ist aktuell 17. der Tabelle und trifft in den nächsten beiden Heimspielen auf die unmittelbaren Tabellennachbarn: Auf den FSV Mainz, aktuell Schlusslicht, sowie den 1. FC Köln, derzeit auf Platz 15, der am Sonntag gegen Mönchengladbach seinen ersten Sieg in der aktuellen Saison feierte. Und zwischendurch tritt der VfL beim Aufsteiger Darmstadt 98 an.

Nicht unerwartet hängt Bochum nach der Startphase wieder im Tabellenkeller. Auch in der vorigen Saison kam der VfL allerdings schwer in die Gänge: Damals war er nach acht Spieltagen Schlusslicht mit nur einem Zähler, der erste Sieg gelang am neunten Spieltag mit einem 3:0 gegen Eintracht Frankfurt.

Oliver Bitter