2. Bundesliga (D)

HSV: Plötzlich der "Harmlose SV"

Hamburger Problemverlagerung: Kaum noch Chancen und Bälle für Glatzel

Plötzlich der "Harmlose SV"

Kommt bislang auf 16 Treffer in der aktuellen Zweitliga-Saison - doch gegen Osnabrück wurde er zu wenig gefüttert: Robert Glatzel (li.).

Kommt bislang auf 16 Treffer in der aktuellen Zweitliga-Saison - doch gegen Osnabrück wurde er zu wenig gefüttert: Robert Glatzel (li.). IMAGO/Lobeca

Robert Glatzel hatte am Sonntag sein 16. Saisontor vom Elfmeterpunkt aus zum zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Es war einer von insgesamt nur drei Schüssen auf das Tor von am Ende nur noch zehn Osnabrückern, und abgesehen von dieser Situation war der 30-Jährige komplett abgeschnitten von der Versorgungskette.

Schon gegen Elversberg (1:0) beim Baumgart-Einstand hatte sich der Aufstiegsanwärter nur fünf klare Torchancen herausgespielt, gegen den VfL waren es zwei - das zeigt das ganze Ausmaß der Problematik: diese mit viel Offensivpotenzial besetzte Mannschaft scheitert augenblicklich nicht daran, dass sie bei aller Offensivpower den Rückwärtsgang vernachlässigt oder ihre Möglichkeiten nicht verwertet, sie hat nicht einmal mehr ausreichend und entfernt sich von Woche zu Woche mehr von den eigenen Ansprüchen.

Die nächsten Gegner des HSV

Baumgart registriert, dass Glatzel derzeit seine einzigen Aktionen als Anspielstation weit weg vom gegnerischen Tor hat und sagt: "Wir müssen schneller und klarer spielen, dann kriegen wir Bobby auch wieder in die Situationen rein." Der neue Trainer will es schneller und klarer, und ein früheres Attackieren - diese Versuche gingen gegen tief stehende Osnabrücker, die mit langen Bällen auf das hohe Anlaufen reagierten, ins Leere. Baumgart begründet dies vielmehr mit falschen Lösungen im Anschluss an die gewünschten Ballgewinne und weniger mit einem womöglich nicht passenden Ansatz. Unstrittig ist: Glatzel ist als Mittelstürmer Leidtragender ausbleibender Zuspiele. Und einer offensichtlichen Problemverlagerung.

Glatzel: "Konnten mit dem Ballbesitz nichts anfangen"

Der Angreifer sagt zur Spielidee: "Wir sind früh angelaufen, dann kam vom Gegner der lange Ball, es war nicht viel Platz, um hinter die Kette zu kommen." Er bemängelt aber auch die Umsetzung: "Trotzdem muss es unser Anspruch sein, mehr Gefahr zu erzeugen. Wir haben viel zu wenige Möglichkeiten herausgespielt. Entscheidend war, dass wir mit dem Ballbesitz nichts anfangen konnten. Gefühlt hatten wir überhaupt keine Kontersituationen."

Baumgart hat am Sonntag selbstkritisch angemerkt, dass es seine Aufgabe sei, den Spielern die gewünschte Klarheit zu vermitteln. Er muss außerdem herausfinden, welche Profis zu seiner Idee passen. Ein Kennzeichen seines Angriffsspiels sollen neben hohen Ballgewinnen auch Flanken sein. Rechtsaußen Bakery Jatta ist mit seinem Tempo und seinen Qualitäten im Anlaufen einerseits prädestiniert für diesen Stil, lässt andererseits aber immer wieder Präzision vermissen; Linksaußen Jean-Luc Dompé hat seine Qualitäten eher im Dribbling und Auflösen von engen Situationen, den Konkurrenten Ransford Königsdörffer und Levin Öztunali fehlt derzeit jegliches Selbstvertrauen, Winter-Neuling Masaya Okugawa nach vielen Blessuren die körperlichen Voraussetzungen.

Das Ergebnis: Der chronisch instabile HSV hat seit dem Trainerwechsel auch ein Problem, nach vorn zu kommen. Und scheint augenblicklich deutlich weiter vom Aufstieg entfernt als es Platz 3 ausdrückt.

Sebastian Wolff

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