2. Bundesliga (D)

Reese: "Hertha und Berlin haben sich wieder lieben gelernt"

Herthas Unterschiedsspieler über die Saison und seine Zukunft

Reese: "Hertha und Berlin haben sich wieder lieben gelernt"

Fabian Reese dreht nach seinem Traumtor gegen Kaiserslautern jubelnd ab.

Fabian Reese dreht nach seinem Traumtor gegen Kaiserslautern jubelnd ab. IMAGO/Contrast

Vor dem ersten Berliner Tor, das Haris Tabakovic per Strafstoß nach Foul von Jan Elvedi besorgte, brachte Fabian Reese den Ball gleich zweimal von links in die Gefahrenzone. Vor dem zweiten Berliner Treffer schickte Herthas Linksaußen gedankenschnell Torschütze Jeremy Dudziak per Einwurf auf die Reise ins Glück. Und das 3:1, das endgültig alle Zweifel am Ausgang dieses Spiels beseitigte, besorgte Reese kurzerhand selbst. Er fing einen Elvedi-Fehlpass ab, zog nach innen und versenkte das Spielgerät aus etwa 25 Metern im Tor von FCK-Keeper Julian Krahl. Gute fünf Minuten zuvor hatte er den Pfosten getroffen. Es war mal wieder ein Nachmittag, dem der vor einem Jahr ablösefrei aus Kiel nach Berlin gekommene Reese seinen Stempel aufdrückte. Nach dem Kaiserslautern-Spiel sprach Reese über …

… sein Traumtor zum 3:1 gegen den FCK: "Der Kopfball gegen Karlsruhe war auch noch sehr schön, aber das war mein schönstes Tor in dieser Saison."

… die Diskussion mit Haris Tabakovic vor der Ausführung des Elfmeters, der zum 1:0 führte: "Nach dem Spiel ist alles super. Wir gönnen Haris alle die Torjäger-Kanone. Er war zwei, drei Tore vor, und wir haben eigentlich die Abmachung, dass wir uns immer abwechseln. Jeder von uns ist ein Wettkampf-Typ und ultra-ehrgeizig. Ich glaube, das ist in neun von zehn Fällen extrem zielführend. In dem Moment wollten wir beide das Tor machen und dem Team helfen. Im letzten Moment hab‘ ich dann gesagt: 'Okay, wenn’s dein größter und sehnlichster Wunsch entgegen der Abmachung ist, dann schieß' ihn rein und hol' dir die Kanone. Und hol' nächste Woche gegen Osnabrück einen raus, dann passt das.‘ Umso schöner, dass ich noch ein Tor gemacht habe."

Tabakovic? "Eine Tormaschine"

… Haris Tabakovic: "Er hat ein Tor gemacht und ist in der Torjägerliste jetzt drei Tore vor (vor Robert Glatzel und Christos Tzolis, d. Red.). Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, dass er sich das noch nehmen lässt. Die Kanone hat er sich absolut verdient. Er ist ein herausragender Athlet, ein guter Typ und eine Tormaschine."

Am Ende des Tages geht’s ganz unromantisch um Tore und Vorlagen.

Fabian Reese

… seine herausragende Saisonausbeute mit jetzt 9 Toren und 18 Assists in der Liga: "Offensivspieler werden daran gemessen, Tore vorzubereiten und zu schießen. Das sind die harten, nackten Fakten. Klar gibt es auch noch weiche Faktoren. Wenn ich nur zwei Tore geschossen und eins vorbereitet hätte, wäre ich nicht so oft in der Mixed-Zone, und die allgemeine Meinung über mich wäre nicht so, wie sie jetzt ist. Am Ende des Tages geht’s ganz unromantisch um Tore und Vorlagen. Von daher freut’s mich natürlich, dass ich dem Team helfen kann."

… Herthas Saison: "Es war eine Saison mit extrem großen Zerreißproben und Prüfungen für den ganzen Verein. Dieses Jahr war ein Riesenschritt in die richtige Richtung mit allem, was Menschlichkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl im Verein, im Team und auch in der Stadt angeht. Das müssen wir mitnehmen. Sportlich müssen wir alle in die Analyse gehen, um zu schauen, dass wir es nächstes Jahr bestmöglich besser machen. Hertha und die Stadt Berlin haben sich wieder lieben gelernt. Das ist doch das, worauf es ankommt."

Hertha kassierte zu viele Tore

… die Defizite: "Es sind viele Faktoren, viele Momente, die entscheidend sind. Eine gewisse Abgeklärtheit, eine gewisse Erfahrung hat uns gefehlt, Druck-Resilienz in den richtigen Momenten, Spiele zu ziehen und über die Zeit zu bringen, defensiv alle zusammen kompakter zu verteidigen. Dieses Jahr fehlte uns einiges in einigen Bereichen, um wirklich oben konstant mitzuspielen. Die Wahrheit ist am Ende, dass wir nie oben waren. Wir hatten öfter die Chance, oben anzuklopfen, und haben es nicht geschafft. Deshalb stehen wir zu Recht da, wo wir stehen. Wir haben einige spektakuläre Spiele gezeigt, gerade was die Offensive angeht, aber haben auch gezeigt, dass wir in der Defensive anfällig sind und zu viele Tore kassiert haben. Wir haben wunderschöne Tore geschossen, aber zu viele bekommen."

Der Tenor: Die Zukunft ist offen

… seine Zukunft: "Ich hab' immer gesagt, wir spielen die Saison zu Ende, dann setzen wir uns zusammen. Ich hab' bisher mit niemandem gesprochen, weder mit Hertha noch mit einem anderen Verein. Da bin ich ganz offen und transparent unterwegs. Natürlich wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass - wenn da irgendwas kommt - ich mir das nicht anhöre und grundsätzlich alles kategorisch ausschließe. Dafür bin ich zu sehr Wettkampftyp. Ich weiß aber auch ganz genau, was ich an der Stadt Berlin und dem Verein Hertha BSC habe. Das ist eine große Liebesbeziehung. Wir können alle nicht in die Zukunft schauen, wir genießen das Hier und Jetzt. So ist das im Leben, man kann immer nur den Moment beeinflussen. Der ist gerade wunderschön. Wir haben einen tollen 3:1-Sieg zum Abschluss der Heimsaison geschafft."

Steffen Rohr

Das sind die Zweitliga-Trainer der Saison 2023/24