Schalkes neuer Trainer Roberto di Matteo, der mit dem FC Chelsea 2012 im Elfmeterschießen in München gegen den FC Bayern die Champions League gewonnen hatte und an diesem Samstag seine Bundesliga-Premiere feierte, tauschte im Vergleich zu Jens Kellers letztem Auftritt dreimal. Im Vergleich zum 1:2 in Hoffenheim bildeten Höwedes und Ayhan die Innenverteidigung, während Boateng den Spielmacher gab. Dafür außen vor: Matip (Gelb-Rot), Höger und Meyer (beide auf der Bank). Was sich über die Länderspielpause nicht änderte, war die Lage im Lazarett: Giefer (Adduktorenverletzung), Felipe Santana (Muskelbündelriss), Kolasinac (Kreuzbandriss), Farfan (Knorpelschaden), Goretzka und Sam (beide Aufbau) befanden sich dort.
Herthas Coach Jos Luhukay verließ sich derweil auf dieselbe Startelf wie beim 3:2 gegen Stuttgart: Demnach hatte Ben-Hatira seine Grippe auskuriert, während Kalou wieder den einziger Angreifer gab und Heitinga und Kapitän Lustenberger die Innenverteidigung stellten.
Huntelaars starker Kopfball
Von Beginn an entwickelte sich eine ansehnliche Partie: Die Herthaner pressten viele Minuten sehr hoch, hemmten den Spielaufbau der Knappen stark. Die wiederum ließen sich nicht zu enorm vielen langen Schlägen hinreißen, setzten eher auf Flachpässe und Kombinationsspiel - auch wenn dies nicht bis in die Endzone funktionierte. Chancen nämlich waren auf beiden Seiten Mangelware - bis auf zwei Ausnahmen. Minute acht: Boateng mit einem starken Zuspiel auf die freie rechte Seite zu Uchida, der direkt nach innen zu Huntelaar spielte. Der Niederländer stand vollkommen frei vor dem Tor, setzte seinen Direktversuch aber knapp links vorbei. Minute 15: Skjelbred tankte sich über links in den Strafraum, schloss ab. Fährmann parierte zur anderen Seite, wo Pekarik vollkommen freistand und flugs abschloss. Fuchs grätschte dazwischen und wusste somit zu klären.
Königsblaue Erleichterung: Klaas-Jan Huntelaar (rechts) lässt sich für sein Kopfball-Tor feiern. Getty Images
Das Niveau der bis dato ansehnlichen Partie nahm in der Folge ab - und zwar bis zum Halbzeitpfiff. Aus dem Nichts wussten die Königsblauen allerdings noch zuzuschlagen: Choupo-Moting eroberte sich gegen Schulz stark den Ball, legte nach links ab für Draxler. Der stoppte das Spielgerät einmal und flankte butterweich zu Huntelaar. Der Sturmtank stieg hoch und nickte aus rund elf Metern stark oben rechts ins Tor ein. Gegenspieler Heitinga kam nicht in den Zweikampf hinein.
Die Hauptstädter dominierten zwar nach dem Treffer die Partie, hatten unter anderem mehr Ballbesitz, doch mehr als ein guter Distanzschuss von Skjelbred wurde nicht gesehen (38.). Die Führung für S04 fiel dennoch etwas schmeichelhaft aus, trotz der weiteren Großchance für Huntelaar vor seinem 1:0.
Der 8. Spieltag
Ben-Hatira im Fokus
Die Herthaner brauchten zu Beginn der zweiten 45 Minuten etwas, um zurück ins Spiel zu finden. Die Schalker probierten sich sogleich mehrfach mit Distanzschüssen, weil Kraft teilweise etwas weiter vor dem Tor stand. Nach der ersten Gelbe Karte der Partie für Ben-Hatira (49.) konnte es schließlich mit Spielfluss weitergehen. Die Chance hatte der Gelbsünder selbst, zog dabei die Strafraumkante entlang. Doch seinen Schuss konnte Fährmann sicher fangen (53.). Ein weiterer von Ben-Hatira ging aus aussichtsreicher Position klar vorbei (55.). Wenig später war der Arbeitstag des wuchtigen Berliners, der viel arbeitete, teilweise aber glücklos agierte, vorbei - es kam Wagner, der das Sturmzentrum beleben sollte (60.). Ein richtiger Schritt, zumal die Alte Dame weiterhin dominierte, nur eben in der Endzone viel zu harmlos agierte.
Draxlers Glücksschuss
Fortan kam mal wieder Schalke auf: Eine Freistoßflanke von Aogo senkte sich der Ball schließlich am langen Pfosten beim relativ freien Neustädter, der Kraft mit seinem Kopfball allerdings nicht besonders herausforderte (64.). Es folgte ein schöner Steilpass, den der Berliner Torhüter noch vor dem heran stürmenden Huntelaar klärte (65.), ehe die Knappen eiskalt zum 2:0 zuschlugen: Choupo-Moting eilte durch die Mitte, mit etwas Glück gelangte der Ball zu Draxler. Der marschierte voran, schloss mit links ab und hatte Glück, dass der Schuss von Lustenberger abgefälscht und damit unhaltbar im Netz landete (65.).
Mit vorangegangenen Unterbrechungen, die vor allem den Hausherren in die Karten spielten (mehrere Wechsel, Gelb für Uchida) begann die Schlussviertelstunde. Sie startete mit einem abgefälschten Schuss von Beerens, der tückisch wurde und doch vom langen Fährmann pariert wurde (77.). Nach der Auswechslung des nicht sonderlich auffälligen Boateng (78., Meyer kam) ging es weiter mit einem Knaller ans Außennetz von Außenverteidiger Schulz (80.). Nach einem knappen Direktschuss von Beerens war Schluss (88.), da sich die Alte Dame gen Ende mehr und mehr aufgab und nicht mehr an den Punktgewinn glaubte.
Coach di Matteo feierte damit einen Sieg zur Premiere, der sein Team wieder auf Tuchfühlung mit den internationalen Rängen brachte. Die Gäste dagegen scheiterten trotz Spieldominanz am Herausarbeiten von klaren Chancen und blieben im unteren Mittelfeld stecken.
Königsblau empfängt schon am Dienstag Sporting Lissabon zum 3. Spieltag in der Königsklasse (20.45 Uhr) und gastiert am Samstagabend (18.30 Uhr) zum Topspiel bei Bayer Leverkusen. Die Hertha bekommt dagegen am Samstagnachmittag Besuch vom Hamburger SV (15.30 Uhr).