Bundesliga (D)

Sandro Schwarz contra Aytekin: "Der ist völlig überfordert"

Schiedsrichter wehrt sich gegen pauschale Kritik des Hertha-Trainers

Schwarz contra Aytekin: "Der ist völlig überfordert"

Nicht einer Meinung: Deniz Aytekin (li.) und Sandro Schwarz (Mi.) verbrachten Teile der Halbzeitpause zusammen.

Nicht einer Meinung: Deniz Aytekin (li.) und Sandro Schwarz (Mi.) verbrachten Teile der Halbzeitpause zusammen. Getty Images

Der einzige Treffer im Samstagabendspiel zwischen Hertha BSC und RB Leipzig entsprang einer strittigen Szene, die sich nach dem zweiten und dritten Betrachten gar nicht mehr so strittig darstellte. Oliver Christensen verlor das Luftduell gegen Mohamed Simakan, woraufhin Amadou Haidara irgendwie den Ball zum 1:0 für Leipzig über die Linie schubste. Deniz Aytekin zeigte nach kurzem Zögern zum Mittelkreis - Tor.

Als die Szene danach minutenlang vom Video Assistant Referee Harm Osmers begutachtet wurde, schäumte Herthas Trainer Sandro Schwarz. Nach erfolgreicher Prüfung und der Entscheidung auf Tor rief Schwarz dem Vierten Offiziellen Florian Lechner wutentbrannt zu: "Der ist völlig überfordert - auf beiden Seiten. Körpersprache katastrophal!" Fernsehbilder und -tonspuren fingen die Aussagen ein.

Schwarz sagt, ihn habe gar nicht das Ergebnis der Entscheidung gestört

Auch mit einigem zeitlichen Abstand wollte Schwarz nicht allzu weit zurückrudern, als er darauf angesprochen wurde. "Klar kann man sich besser anstellen", sagte er bei "Sky", um direkt wieder auf Aytekins vermeintliche Fehler einzugehen. Dabei ging es ihm laut eigener Aussage nicht einmal um die Entscheidung auf Tor, sondern um den ganzen Prozess. "Was mich viel mehr stört, ist, dass Aytekin die Situation (den Zweikampf vor dem Treffer, Anm. d. Red.) nicht gesehen hat. Es kann mir keiner erzählen, dass er es genau in dieser Situation so bewertet hat - auf keinen Fall. Sonst hätte er direkt auf Tor entschieden."

Etwas versöhnlichere Worte wählte er dann doch noch. "Aytekin schätze ich mit Sven Jablonski als den besten Schiedsrichter in Deutschland ein", sagte Schwarz, "aber heute war es in der einen oder anderen Situation nicht optimal". Und dass seine eigene Art der Kommunikation auch beim Schiedsrichter selbst nicht gerade gut ankam? "Kann ich verstehen. Das kommt vor."

Ich bin schon 44. Vielleicht schaue ich schon zu alt aus.

Deniz Aytekin

Schließlich hatte Aytekin kurz zuvor schon seine Sicht dargelegt. Mit einer kleinlichen, aber konsequenten Linie verteilte er fünf Gelbe Karten allein in der ersten Halbzeit, lag beim einzigen Tor des Tages ebenfalls richtig.

Aytekin verwies darauf, dass drei Punkte geprüft werden mussten und es sich daher über Minuten hingezogen habe. "Ich habe genau erkannt, dass der Torwart den Ball nicht hatte. Es war relativ schnell klar, dass es kein Foulspiel ist. Wenn ich vor dem Torhüter stehe, kann ich kein Foul machen." Die beiden anderen Punkte, Handspiel und Abseits, seien schwieriger zu bewerten gewesen. "Am Ende des Tages war es ein korrektes Tor, deshalb habe ich den Ärger von Sandro Schwarz nicht verstanden", sagte Aytekin. In der Mixed Zone präzisierte er, dass es von der Hertha-Defensive "einfach schlecht verteidigt" gewesen sei.

"Er war mit meiner Leistung unzufrieden", blickte Aytekin wieder bei "Sky" auf Schwarz. "Jeder darf seine Meinung äußern, vielleicht hat ihm heute irgendwas nicht gefallen." Der Referee betonte, er verstehe sehr gut, um wie viel es sportlich gehe. Aber: "Wenn man dann pauschal irgendwas raushaut", sei das "schade".

Besonders die Kritik an seiner Körpersprache konnte der erfahrene Unparteiische (kicker-Notenschnitt vor dem Spiel: 2,86) nicht einordnen. "Das Problem ist: Ich bin schon 44. Vielleicht schaue ich zu alt aus", sagte er und schob schmunzelnd nach: "Ich werde jetzt an meiner Körpersprache arbeiten."

pab

Bilder zur Partie Hertha BSC gegen RB Leipzig