Bondscoach Louis van Gaal sorgte bei seiner wohl letzten WM für eine Überraschung - der 71-Jährige bot Noppert im Tor auf und verhalf ihm zum Debüt für die Elftal. Der Schlussmann von Heerenveen ist erst der neunte Spieler in den vergangenen 40 Jahren, der seine Premiere im Nationaltrikot bei einer WM feierte. Ansonsten setzte er auf die erwartete Startelf - lediglich der Einsatz von de Ligt, der in der Dreierkette den Vorzug vor dem jungen Timber erhielt, war etwas überraschend. Van Gaal begründete diesen Wechsel im niederländischen Fernsehen mit der "benötigten Kraft" des Müncheners.
Afrikameister Senegal, der ohne seinen am Oberschenkel verletzten Superstar Mané auskommen musste, konnte auf den ehemaligen Bundesligaspieler Jakobs zurückgreifen. Die FIFA genehmigte erst kurz vor Spielbeginn den Nationenwechsel des gebürtigen Kölners, der zunächst auf der Bank Platz nahm.
Bergwijn verpasst Gakpos Querpass
Dass der Senegal keine leichte Hürde wird, bekam die Elftal von Beginn an zu spüren. Gleich in der ersten Minute eroberte Sarr in der niederländischen Hälfte den Ball und legte auf Dia quer, dessen Schuss wurde zur Ecke geblockt. Das phasenweise hohe Pressing blieb ein bewährtes Mittel der Elf von Aliou Cissé und stellte Oranje im weiteren Verlauf vor Probleme. Dennoch verpassten die Niederländer gleich in der 4. Minute einen Blitzstart, weil Bergwijn Gakpos flache Hereingabe verpasst hatte.
Gruppe A - 1. Spieltag
Die Niederländer wirkten in der Offensive ansonsten aber zu unkreativ, sodass sie sich an der gut stehenden senegalesischen Defensive die Zähne ausbissen. Daher blieben Chancen bis auf wenige Ausnahmen Mangelware: Während für die Westafrikaner der auffällige Sarr, der de Ligt immer wieder vor Probleme stellte, aus der Distanz verzog (8.), köpfte Blind auf der Gegenseite links vorbei (17.). Die wohl beste Möglichkeit in Durchgang eins vertändelte allerdings de Jong bei einem Konter (19.). Da auch Berghuis' Distanzschuss übers Tor flog (40.), ging es nach einer umkämpften ersten Halbzeit torlos in die Kabinen.
Dia und Gueye fordern Noppert
Nach Wiederanpfiff änderte sich wenig am Spielgeschehen, beide Mannschaften neutralisierten sich weiterhin. Daher war es nicht überraschend, dass die erste Möglichkeit in Durchgang zwei aus einem Standard resultierte. Van Dijk köpfte eine Ecke von Gakpo aber nur über das Tor (53.). Bondscoach van Gaal reagierte und brachte überraschend Depay, der wegen einer Verletzung am linken Oberschenkel nicht in der Startformation gestanden hatte. Dagegen wurde Cissé zu seinem ersten Wechsel gezwungen: Für den angeschlagenen Leipziger Diallo übernahm der ehemalige Kölner Jakobs die Linksverteidigerposition (62.).
Der Senegal ließ sich davon aber nicht beirren, spielte seine Tempovorteile nun häufiger aus und zwang Debütant Noppert zum Eingreifen. Erst war der größte Spieler des Turniers (2,03 Meter) gegen Dia in der kurzen Ecke zur Stelle (65.), dann entschärfte der Schlussmann Gueyes Schuss von der Strafraumkante (73.) - bei letztgenannter Szene hätte der Treffer wegen einer Abseitsposition aber wohl nicht gezählt.
Mendy sieht zweimal nicht gut aus
Daneben gegriffen: Cody Gakpo ist beim 1:0 vor Edouard Mendy am Ball und nickt zur Führung ein. IMAGO/Pro Shots
Als vieles bereits auf ein torloses Remis hindeutete, blitzte die Klasse der Niederländer nochmal auf. De Jong chippte die Kugel gefühlvoll an den Fünfer zu Gakpo, der den herausstürmenden Mendy mit dem Hinterkopf überwand (84.) - bei dem Gegentreffer sah der Torhüter vom FC Chelsea nicht gut aus. Fast im direkten Gegenzug verpasste Pape Gueye die postwendende Antwort: Noppert tauchte beim Distanzschuss des Jokers (86.) rechtzeitig ab.
In der achtminütigen Nachspielzeit standen die Niederländer sicher und schlugen kurz vor dem Schlusspfiff erneut unter Mithilfe von Mendy zu: Der Keeper ließ einen harmlosen Schuss von Depay nach vorne klatschen, den Abstauber versenkte der eingewechselte ehemalige Bremer Klaassen zum 2:0-Endstand im Netz (90.+9.).
Der Elftal gelang somit ein Start nach Maß ins Turnier, weiter geht es für die Oranje am Freitag (17 Uhr) mit dem Duell gegen Ecuador, das das Eröffnungsspiel mit 2:0 gegen Katar gewann. Der Afrikameister trifft zuvor auf Gastgeber Katar (14 Uhr).