Beide Nationen waren klar favorisiert in ihre Achtelfinals gegangen - und beide enttäuschten nicht. So gab es auf Seite der Niederländerinnen im Vergleich zum 2:0 gegen Südafrika auch nur einen Wechsel in der Startelf - und dies zwangsweise: Statt der gelbgesperrten van de Donk begann Egurrola im zentralen Mittelfeld. Die 23-jährige Tochter einer Niederländerin und eines Spaniers hatte früher noch für spanische U-Auswahlen gespielt, sich 2022 aber für das A-Nationalteam von Oranje entschieden.
Spaniens Trainer Jorge Vilda wechselte nach dem souveränen 5:1-Sieg über die Schweiz ebenfalls einmal. In der Offensive spielte Mariona an Stelle von Salma (Bank). Auch die zweimalige Weltfußballerin Alexia nahm zunächst erneut auf der Bank Platz.
Redondo im Alu-Pech - VAR kassiert Treffer
Spanien erspielte sich schnell ein Übergewicht und bereitete der Oranje-Abwehr mit temporeichem und direktem Spiel in die Spitze immer wieder arge Probleme. Esther tauchte früh frei im Strafraum auf, legte den Ball dann aber zu weit nach rechts (5.), kurz darauf wurde ein Versuch von Redondo gerade noch abgeblockt (6.).
Die WM-Viertelfinals
Redondo war es auch, die in der 18. Minute binnen Sekunden erst per Kopf den linken Pfosten traf - und anschließend auch noch mit dem Nachschuss am Aluminum scheiterte. Den Niederländerinnen fehlte bei ihren gelegentlichen Vorstößen die Gedankenschnelligkeit Spaniens, sodass die Jonker-Elf vor der Pause ohne klare Chance blieb.
Auf der Gegenseite lag der Ball dagegen in der Schlussphase der ersten Hälfte im Tor der Niederlande: Doch Esthers vermeintlicher Treffer wurde wegen knapper Abseitsstellung der vermeintlichen Torschützin vom VAR schnell revidiert (37.). So ging es mit einem schmeichelhaften 0:0 aus Sicht von Oranje (Torschüsse 12:1 für Spanien) in die Halbzeit.
Van der Gragt patzt und trifft
Nur 15 Sekunden nach dem Seitenwechsel verfehlte Esther das Tor per Aufsetzer nur ganz knapp. Im weiteren Verlauf nahm die Dominanz der Spanierinnen zwischenzeitlich ein wenig ab. In der 62. Minute deutete Schiedsrichterin Stephane Frappart nach einem Rempler von Paredes gegen die steilgeschickte Beerensteyn auf den Elfmeterpunkt. Doch nach Video-Studium war der Französin der Körpereinsatz der spanischen Verteidigerin wohl nicht genug - und sie nahm den Strafstoß zurück.
So fiel die Führung durch einen Elfmeter schließlich rund 15 Minuten später auf der Gegenseite: Van der Gragt stoppte eine Flanke von rechts unnötig mit dem ausgestreckten Arm am Rand des Sechzehners und Frappart entschied nach kurzem Video-Review auf Handelfmeter für die Spanierinnen, den Mariona mit Hilfe des Innenpfostens zur verdienten Führung verwandelte (81.).
Die Entscheidung? Mitnichten. Denn gleich zu Beginn der zwölfminütigen Nachspielzeit war es ausgerechnet Abwehrspielerin van der Gragt, die - aus Mittelstürmerposition steilgeschickt - mit einem akkuraten Abschluss ihren Fauxpas beim 0:1 aus Oranje-Sicht mit dem Ausgleich wiedergutmachte (90.+1).
Beerensteyn vergibt, Salma entscheidet
In der fälligen Verlängerung, die sich offen gestaltete, hatte Beerensteyn schon anfangs der zweiten Hälfte die ersten beiden guten Gelegenheiten (107., 111.). Die Entscheidung gelang unmittelbar nach der zweiten Beerensteyn-Chance aber der erst 19-jährigen Salma für Spanien, die sich gegen Nouwen recht leicht durchsetzte und dann mit Hilfe des Innenpfostens zum 2:1 traf (111.).
Spanien spielt damit im ersten Halbfinale der WM am Dienstag (10 Uhr MESZ) gegen den Sieger des zweiten Viertelfinals, in dem am Freitagvormittag um 9.30 Uhr MESZ Japan und Schweden aufeinandertreffen.