2. Bundesliga (D)

"Telefon schellt bis heute in unseren Ohren": Hannover-Fans grüßen Stindl

KSC-Profi beim Abschied "ein, zwei Mal den Tränen nahe"

"Telefon schellt bis heute in unseren Ohren": Hannover-Fans grüßen Stindl

Ein letztes Mal im Wildpark: Lars Stindl.

Ein letztes Mal im Wildpark: Lars Stindl. picture alliance / GES/Helge Prang

Es lief die 81. Minute im Karlsruher Wildpark, als am 15. März 2008 ein damals 19-jähriger Lars Stindl in der Bundesliga-Partie gegen Eintracht Frankfurt seine ersten Profi-Minuten im KSC-Dress erlebte. Das Debüt ging zwar mit 0:1 verloren, dennoch war es der Auftakt einer langen Karriere, die Stindl nach den Stationen Hannover 96 (2010-2015) und Gladbach (2015-2023) nach insgesamt 376 Bundesliga-Spielen im Sommer wieder zurück nach Karlsruhe führte. Am 33. Spieltag schloss sich für den heute 35-Jährigen in seinem vorletzten Spiel der Karriere der Kreis - ausgerechnet mit einem Heimspiel gegen seinen Ex-Klub Hannover.

Bei seinem ersten Startelf-Einsatz in der Rückrunde war dem in dieser Saison oft von Verletzungen ausgebremsten Routinier wie beim Debüt erneut ein Sieg verwehrt (1:2). Den Siegtreffer der Gäste durch Marcel Halstenberg erlebte Stindl in der 65. Minute bereits auf der Bank. Zehn Minuten vorher hatte er von Trainer Christian Eichner die perfekte Bühne geboten bekommen und wurde von 32.140 Zuschauern im ausverkauften Wildpark verabschiedet.

Emotionen erst ab der Auswechslung

In den Minuten auf dem Feld habe der "Fokus auf dem Wesentlichen" gelegen, "gegen Ende des Spiels, beginnend mit der Auswechslung, wurde es dann schon ein bisschen emotional", gestand Stindl am Sky-Mikrofon und zeigte sich dankbar: "Solche Momente zu erleben. In diesem Stadion, vor der Kurve, wo man selbst ein bisschen groß geworden ist. Nochmal so einen Applaus in Empfang zu nehmen, das ist schon ganz hoch und sehr besonders einzuordnen."

Die Rahmenbedingungen hätten nicht besser sein können: "Das Besondere daran ist, dass es da aufhört, wo es vor vielen Jahren alles begonnen hat." Deshalb habe sich der 35-jährige elfmalige Nationalspieler (vier Tore) auch "heute schon ein, zwei Mal erwischt, wo ich den Tränen nahe war".

Die Sache mit dem Plakat

Für den gelungenen Abschied hatten auch die Gäste aus Hannover beitragen - zumindest die Zuschauer auf den Rängen.

Lars Stindl bejubelt seinen Treffer in Kopenhagen

Lars Stindl bejubelt seinen Treffer in Kopenhagen mit Konstantin Rausch (li.) und Jan Schlaudraff. picture alliance / dpa

Die 96-Fans hatten sogar ein Banner für den Verabschiedeten dabei. "Das Telefon schellt bis heute in unseren Ohren - danke Lars", stand auf diesem. Eine Anspielung an glorreiche Europapokal-Zeiten der Niedersachsen, zu denen Stindl im November 2011 entscheidend beigetragen hatte. Beim Auswärtsspiel am 4. Spieltag der Europa-League-Gruppe B beim FC Kopenhagen legte sich Stindl einen weiten Pass von Sofian Chahed vor dem Strafraum mit rechts am Verteidiger vorbei und knallte die Kugel mit links volley zum 2:1-Siegtreffer ins Eck.

Beim folgenden Jubel hielt sich der Torschütze seine Hand wie einen Telefonhörer ans Ohr. Angelehnt an einen Klassiker der Fan-Gesänge: "Erste Runde Bukarest, zweite Rom. In Kopenhagen schellt das Telefon …" Stindl und Co. überstanden nach der Gruppenphase die K.-o.-Duelle gegen Brügge (2:1, 1:0) und Lüttich (2:2, 4:0). Erst im Viertelfinale war gegen den späteren Titelträger Atletico Madrid (1:2, 1:2) Feierabend.

Stindls Treffer in Kopenhagen

Dankbarer Stindl

"Dass die Konstellation heute so war, ist auch ein bisschen speziell, da auch nochmal ein Riesenkompliment an alle im Stadion", bedankte sich Stindl, der auch zu den Hannover-Fans noch einmal ging, "weil das auch eine sehr, sehr besondere Zeit war. Das hat mich alles geprägt, nicht nur als Fußballer, sondern auch als Mensch, und dafür bin ich unheimlich dankbar."

sts

Fünf Vereine stellen ein Duo: Die kicker-Elf des 33. Spieltags