Bundesliga

Warum Kühbauers LASK-Rekordstart kein Zufall ist

"Don Didi" funktioniert - wie immer

Warum Kühbauers LASK-Rekordstart kein Zufall ist

Trainer Dietmar Kühbauer hat den LASK zum Startrekord geführt.

Trainer Dietmar Kühbauer hat den LASK zum Startrekord geführt. APA/EXPA/Roland Hackl

Oberösterreich vermeldete den besten LASK-Start aller Zeiten schon in der Vorwoche. Nach dem 4:1-Sieg gegen Miroslav Kloses SCR Altach liest er sich noch besser: Fünf Siege, ein Remis, keine Niederlage, 16:5 Tore, 16 Punkte. Nur sieben Mal in der mittlerweile auch schon 48-jährigen Geschichte der Bundesliga haben fünf Teams sogar einen perfekten Start hingelegt: Zwei Mal Red Bull Salzburg (2014/15 und 20/21), zwei Mal der FC Tirol (1986/87 und 99/00), je einmal Rapid (1987/88), Sturm (2017/18) und der Wolfsberger AC (2014/15) standen nach sechs Runden mit dem Punktemaximum da.

Die verantwortlichen Trainer dafür waren Adi Hütter, Jesse Marsch, Felix Latzke, Kurt Jara, Otto Baric, Franco Foda und … Dietmar Kühbauer! Dass der Name des aktuellen LASK- (und damaligen WAC-)Trainers in dieser illustren Liste aufscheint, ist kein Zufall. Die nackten Zahlen des explosiven Burgenländers sind nämlich viel besser als sein Ruf.

"Giftzwerg" für maximal zwei Jahre?

Im vergangenen Herbst hat der "Giftzwerg", wie er wegen seiner Spompanadeln an der Seitenlinie und der ewigen Lamenti (Stichwort: Doppelbelastung!) vor der Kamera von Feind, aber auch so manchem Freund genannt wird, nur noch genervt. Fans gegnerischer Mannschaften sowieso. Aber damals auch schon die Rapid-Fans und wohl selbst seine Spieler. Die Ergebnisse haben nicht mehr gestimmt, die Stimmung war im ersten Untergeschoß (wenn sie gegenwärtig im Keller ist) und das alte Vorurteil schien sich wieder einmal bewahrheitet zu haben - "der Kühbauer funktioniert maximal zwei Jahre".

Dass es der ehemalige Spanien- und Deutschland-Legionär aber wie kaum ein anderer versteht, eine (neue) Mannschaft aus dem Tief zu holen, ihr mit einfachen taktischen Mitteln wieder Sicherheit zu geben, ist in den Köpfen der Fußballfans nicht ganz so präsent. Denn die Freude über seine Bestellung war nicht nur beim LASK, sondern bei den meisten seiner bisherigen Stationen überschaubar groß. Performt hat "Don Didi" nach kurzer Anlaufzeit dennoch immer.

Chronologie der Start-Erfolge

Als er im April 2010 die Admira von Walter Schachner übernahm, legte er sechs Siege am Stück hin. Elf Siege und ein Remis waren es, ehe es in der nächsten Saison, in der dann der Aufstieg fixiert wurde, die erste Niederlage setzte. In seine erste Bundesliga-Saison mit den Südstädtern startete er mit einer Niederlage gegen Rapid, auf die er als Aufsteiger neun Siege und vier Remis in Serie folgen ließ und die Admira auf Anhieb in den Europacup brachte.

Die kicker-Elf des 6. Spieltags

Der WAC war die nächste Station. Im September 2013 eingesprungen, blieb er mit den bis dahin (sieben Runden) sieglosen Kärntnern sieben Spiele (drei Siege, vier Remis, inkl. Cup sogar fünf Siege) unbesiegt. Im nächsten Spieljahr schrieb er sich und die Wolfsberger mit sieben Start-Siegen in die Bundesliga-Rekordbücher. Am Ende wartete auf den WAC die erste Europacup-Teilnahme.

Dennoch dauerte es nach dem Aus im Herbst 2015 fast zweieinhalb Jahre, bis der Schiedsrichter-Schreck Kühbauer im April 2018 beim hoffnungslos abgeschlagenen SKN St. Pölten wieder eine Chance bekam. Nach fünf sieglosen Spielen hatte er die Mannschaft auch dort so weit, dass sie über die Relegation die Klasse hielt und einen Lauf startete, der mit acht Siegen und drei Remis bis weit in die nächste Saison hineinreichte. Damit war der Grundstein für die erste (und einzige) Meisterrunden-Teilnahme der St. Pöltner - und seinen Wechsel zu Rapid - gelegt.

Ehre, wem Ehre gebührt

Mit den Hütteldorfern gelang es ihm, im Europacup zu überwintern, in der Bundesliga klappte es, nachdem der Absturz in die Quali-Runde nicht mehr zu vermeiden war, erst ab der neuen Saison. Beim LASK sorgt der 51-Jährige, der einmal mehr bewiesen hat, dass er weiß, wo es den Hebel anzusetzen gilt, nicht nur für Vereinsrekorde. Persönlich trug er sich mit sechs Siegen und drei Remis (die bisher einzige Niederlage kassierte er im EL-Play-off gegen WSG Tirol) bereits in die Liste der besten Trainerstarts ein.

Mehr Punkte aus den ersten neun Spielen schafften in der Bundesliga-Ära nur Matthias Jaissle, Jesse Marsch (beide Salzburg), Thomas Parits, Hermann Stessl (beide Austria Wien) und Heribert Weber (Rapid). Wenn Didi Kühbauer aufhört, sich irgendwann selbst im Weg zu stehen, sollte er auch die Anerkennung erhalten, die sich seine Statistiken längst verdienen.

Horst Hötsch