Bundesliga (D)

Warum Kuipers noch international und Jöllenbeck Bundesliga pfeift

Schiedsrichter weichen ab von Altersgrenze und Kaderzugehörigkeit

Warum Kuipers noch international und Jöllenbeck Bundesliga pfeift

Feierte eine überraschende Premiere in der Bundesliga: Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck.

Feierte eine überraschende Premiere in der Bundesliga: Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck. imago images

Im Oktober trat Kuipers gleich zweimal in Champions-League-Partien mit deutscher Beteiligung in Erscheinung. Zunächst beim 2:2 von Borussia Mönchengladbach bei Inter Mailand und eine Woche später bei Borussia Dortmunds 2:0-Heimsieg gegen Zenit Sankt Petersburg. Vom kicker gab es die guten Noten 2 und 2,5.

Kuipers ist ein anerkannter Top-Schiedsrichter, der schon bei vier großen Turnieren eingesetzt wurde, bei den Europameisterschaften 2012 und 2016 sowie bei den Weltmeisterschaften 2014 und 2018. Aufmerksame Beobachter werden sich aktuell aber womöglich fragen, warum Kuipers überhaupt noch internationale Partien leiten darf, denn da gibt es doch die FIFA-Altersgrenze von 45 Jahren.

Spielpraxis für Kuipers

Die erreichte Kuipers am 28. März 2018, also noch vor der WM. Der Stichtag ist jedoch immer der 1. Januar. Da Kuipers zu Beginn 2019 noch keine 46 war, durfte er weiter pfeifen und erhielt nach kicker-Informationen trotz Überschreiten der Altersgrenze auch noch die Nominierung für sein fünftes großes Turnier, die EM 2020. Ausnahmen bestätigen eben die Regeln.

Die Corona-Pandemie verdrängte die kontinentalen Titelkämpfe ja aber bekanntlich ins Jahr 2021. Ähnlich wie bei den ebenso verlegten Olympischen Spielen, wo die die qualifizierten Athleten und Akteure trotz der Verschiebung um ein Jahr startberechtigt bleiben, handhabt es die UEFA mit ihren Unparteiischen. Und da Kuipers in der Saison vor dem Turnier logischerweise nicht ohne hochklassige Spielpraxis bleiben soll, darf er weiter in der Königsklasse pfeifen oder in der Nations League, wie im Oktober bei der Wiederauflage des WM-Finals zwischen Kroatien und Frankreich (1:2).

Jöllenbecks überraschendes Debüt

Am vergangenen Wochenende gab es auch in der Bundesliga eine für manche überraschende Schiedsrichter-Ansetzung. Bei der Partie Union Berlin gegen Arminia Bielefeld (5:0) war zwar der langjährige Erstliga-Schiedsrichter Tobias Stieler eingeteilt, stand aber nur als Vierter Offizieller zwischen den Trainerbänken. Stattdessen durfte sein langjähriger Assistent Dr. Matthias Jöllenbeck seine Premiere als hauptverantwortlicher Unparteiischer im deutschen Oberhaus feiern. Der in der Uniklinik Freiburg tätige Arzt wird parallel zu seiner Linienrichtertätigkeit seit 2016 als Schiedsrichter in der 2. Liga eingesetzt (37 Spiele).

Auf den ersten Blick konnte man eine Verletzung von Stieler vermuten. In solchen Fällen rückt automatisch der nächsthöhere Referee aus dem Vierer-Gespann in die Verantwortung auf dem Platz. Doch Stieler war fit. Jöllenbeck gehört weiterhin nicht offiziell zum Erstliga-Aufgebot des DFB, das zuletzt nach dem vorzeitigen Karriereende von Bibiana Steinhaus von 26 auf 25 Unparteiische geschrumpft ist. Er firmiert aber als Perspektivmann, der nach und nach an das höchste Niveau herangeführt werden soll, wie Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich Anfang Juli erklärte. Das Spiel Union gegen Bielefeld zählt per se nicht zu den brisantesten Bundesliga-Paarungen, die fehlenden Zuschauer und das klare Ergebnis erleichterten Jöllenbeck den Einstieg, der eine insgesamt gute Leistung zeigte (kicker-Note 2,5).

Neben Jöllenbeck gibt es noch einen weiteren Perspektivreferee: Tobias Reichel. Der 35-jährige Zweitligamann (28 Einsätze) könnte also auch bald in der Bundesliga auftauchen.

Carsten Schröter-Lorenz

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