Bundesliga

125 Jahre Rapid: Die Besten der glorreichen 50er- und 60er-Jahre

Teil 3: Von 1949 bis 1974

125 Jahre Rapid: Die Besten der glorreichen 50er- und 60er-Jahre

Die Rapid-Mannschaft in der Saison 1966/67.

Die Rapid-Mannschaft in der Saison 1966/67. imago sportfotodienst

Die Jahre zwischen 1951 und 1968 waren ein einziger Triumphzug für Rapid - in diesen 17 Jahren feierten zwei Erfolgs-Generationen, die unsere Elf des dritten Vierteljahrhunderts bilden, neun Meistertitel. Doch mit dem 25. Titel im Jahr 1968 waren die Erfolge wie abgerissen.

Walter Zeman (Tor, 1945-61)

Panther von Paris und Tiger von Hütteldorf war Walter Zeman schon, als er im Dezember 1950 beim 1:0-Sieg gegen Schottland seine vielleicht beste Darbietung im Teamdress ablieferte - und dafür auch noch den bleibenden Beinamen "Panther von Glasgow" erhielt. Seine Leistung im Hampden Park war so eindrucksvoll, dass er nicht nur von den mitgereisten Landsleuten auf den Schultern vom Platz getragen wurde, sie war wohl auch hauptverantwortlich dafür, dass er nur Wochen später als erster Fußballer zum "Sportler des Jahres" gewählt wurde. Als er nach einer weiteren Glanzleistung auch noch zum "Tiger von Budapest" wurde, holte ihn sein Freund Ernst Happel bald mit einem Eigentor in einem Testspiel - und dem dazugehörigen derben Schmäh - wieder auf den Boden zurück: "Was bist du, der Panther von Glasgow? Der Tiger von Budapest? Du bist das A….loch von Hütteldorf!"

125 Jahre Rapid

Paul Halla (Abwehr, 1953-65)

Der rechte Flügel des GAK war einer der ersten Spieler aus den Bundesländern, der bei Rapid Karriere machte. Nach Wien war der junge Mann nicht nur wegen des Fußballs gekommen, sondern auch, um seine Ausbildung zum Dentisten abzuschließen. Auf dem Spielfeld beorderten die Grün-Weißen den konditions- und laufstarken Steirer bald auf den Posten des rechten Außenverteidigers - und schufen damit den Offensivverteidiger moderner Prägung. Und weil es als solcher seine Hauptaufgabe war, den Ball nach vorne zu "schleppen", hatte Halla bald seinen Spitznamen "Schlepperl" weg. Mit 360 Bewerbsspielen nimmt der fünffache Meister und zweimalige WM-Teilnehmer (1954 und 1958) noch heute einen Platz in den Top Ten der Rapid-Rekordspieler ein.

Ernst Happel (Abwehr, 1942-54, 1956-59)

Seinen Spitznamen "Wödmasta" hat er vom seriösen Wunderteam-Verteidiger Pepi Blum geerbt, seinen Hang die Zuschauer - einfach weil er es sich aufgrund seiner Klasse erlauben konnte - mit Spaßetteln wie dem Stoppen des Balles mit dem Allerwertesten zu unterhalten, dürfte er sich eher von einem anderen Wunderteam-Verteidiger, von Karl Sesta, abgeschaut haben. Ernst Happel war nicht erst als Trainer ein (grantiges) Genie. "Ein faules Genie", hieß es nach der WM 1954, als die Mannschaft in den Medien nicht etwa für ihren dritten Platz gefeiert, sondern für die 1:6-Schlappe im Halbfinale gegen Deutschland geprügelt wurde. Beleidigt erklärte Happel seine Teamkarriere für beendet, um kurz vor der (missglückten) WM 1958 sein Comeback zu geben. Auch bei Rapid war nicht immer alles eitel Wonne. Schon 1950 drohte er nach Kritik von "Bimbo" Binder, Rapid zu verlassen und ausgerechnet zur Austria zu wechseln. Damals ließen sich die Wogen noch glätten, 1954 aber machte Ernst ernst und wechselte für knapp zwei Jahre zu Racing Paris. Der Weg zurück führte doch wieder nach Hütteldorf, wo er 1956 beim 3:1-Sieg gegen Real Madrid sein wahrscheinlich denkwürdigstes Spiel ablieferte. Der Verteidiger Happel erzielte alle drei Tore: einen Freistoß aus 30 Metern, einen Elfmeter und einen Freistoß aus 25 Metern. Bei Rapid begann er, offiziell als Sektionsleiter, auch seine große Trainerkarriere, in der er seinen sechs Meistertiteln als Spieler noch neun hinzufügte. Und zwei Europacupsiege, und den Weltpokal und die Vize-Weltmeisterschaft und, und, und …

Walter Glechner (Abwehr, 1959-70)

Seinen Nachfolger fand sich Ernst Happel selbst - mit "Bubi" Glechner. War Glechner bei seinem Debüt noch für den verletzten Happel eingesprungen, so forcierte ihn dieser später als Sektionsleiter. Es wird kein Zufall gewesen sein, dass ausgerechnet die Abseitsfalle zur Spezialität Glechners wurde. War sie doch eines der Hauptwerkzeuge, mit der Happel den holländischen Fußball revolutionierte und auch die deutsche Bundesliga beeinflusste. Fünf Jahre lang war "Bubi" Glechner Kapitän Rapids, als ihn der als "Alpen-Herrera" bekannte Gerdi Springer, der eigentlich vom Eishockey kam, viel zu früh aussortierte.

Gerhard Hanappi (Abwehr/Mittelfeld/Sturm, 1950-64)

Mit vielen Nebengeräuschen von Wacker losgeeist, wurde der Meidlinger "Gschropp" ein Vorzeige-Rapidler, der in allen Mannschaftsteilen zuhause war. Jahrzehntelang Österreichs Rekord-Internationaler, ist er heute noch der Rapidler mit den meisten Länderspielen (79 seiner 93 bestritt er als Grün-Weißer). Seine Verdienste für Rapid beschränken sich nicht nur auf die sieben Meistertitel und den Cupsieg, die in seiner 14-jährigen Ära errungen wurden. Er war es auch, der in den 1970er-Jahren Rapids neue Heimstätte, das Weststadion erbaute, das bald nach seinem frühen Tod im Jahr 1980 seinen Namen erhielt. Heute ist der Gerhard-Hanappi-Platz die Heimat-Adresse Rapids - und Schwiegertochter Edeltraud Hanappi-Egger Vizepräsidentin des Klubs.

Das sind die Trainer der österreichischen Bundesligisten

Robert Körner (Mittelfeld/Rechtsaußen, 1942-57)

Hier könnte etwa auch Gustl Starek stehen. Aber ein Körner ohne den anderen, das geht nicht. So wie heute das Trainingszentrum nach Körner I (Robert) und II (Alfred) benannt ist, so war es auch schon ganz am Anfang ihrer Rapid-Geschichte. Zum Knödelessen wollten sie den schmächtigen Robert, den sie später deswegen den "G’selchten" nannten, nach dem Probetraining nachhause schicken. Aber weil ohne ihn auch der um eineinhalb Jahre jüngere Fredi nicht geblieben wäre, wurden sie beide aufgenommen. Robert als rechter, Alfred als linker Flügel. Und auch das hat einen besonderen Grund, wie Alfred Körner gerne erzählte. Eine Tante hatte den beiden Buben ein Paar Fußballschuhe geschenkt. Aber eben nur ein Paar. Also bekam Robert den rechten Schuh und Fredi den linken. Damit waren ihre späteren Positionen vorgezeichnet. "Robert", gab Alfred immer unumwunden zu, "war der technisch Bessere". Er galt als der Erfinder des Stanglpasses. MIt Rapid wurde er siebenmal als Spieler Meister und zweimal als Trainer.

Franz Hasil (Mittelfeld, 1962-68)

Bereits als Zwölfjährigen hat Robert Körner den "Hos" für Rapid entdeckt, als dieser alle drei Tore beim 3:1-Sieg seiner Schwechater gegen die Hütteldorfer erzielt. Es dauerte nicht lange, bis der kleine Franz viermal die Woche alleine mit Stadt- und Straßenbahn die Weltreise nach Hütteldorf und wieder zurück auf sich nahm, um der "neue Hanappi" zu werden. Mit nicht einmal 18 Jahren bestritt er das erste seiner 131 Pflichtspiele für Rapid, in denen er drei Meistertitel und einen Cupsieg erreichte. Seine größten Erfolge feierte Hasil, der im Juli seinen 80. Geburtstag feiert, als Spieler von Ernst Happel, als er mit Feyenoord Europacup und Weltpokal gewann.

Rudi Flögel (Mittelfeld, 1959-72)

Schießen konnte er aus allen Lagen, besonders den Volley (für den auch sein Sohn Thomas in der Stadthalle berühmt wurde) beherrschte er beidbeinig wie kaum ein anderer. Er war ein spektakulärer Spieler, der Rudi Flögel, ein Zangler. Seinen legendärsten Auftritt hatte er im Wembley-Stadion, als er das 1:1 gegen die bis dahin haushoch überlegenen Engländer erzielte. Weil aber Toni Fritsch noch das 2:1 und 3:1 schoss, ging der "Wembley-Toni" in die österreichische Fußball-Geschichte ein und nicht der "Wembley-Rudi". Rudi Flögels Anekdote zu seinem Tor darf aber auch nicht vergessen werden: Am Abend vor dem Spiel hatte ein Adidas-Vertreter jedem Spieler, der mit Adidas-Schuhen antreten würde, 1.000 Schilling (damals viel mehr als die heute umgerechnet 73 Euro) versprochen. Flögel war eigentlich ein PUMA-Spieler und lehnte vorerst ab, um dann doch mit einem Ersatzspieler einen Deal einzugehen. Die beiden teilten sich den Tausender und Flögel trug die Schuhe mit den drei Streifen. Dass ihm diese um zwei Nummern zu groß waren ("Ich bin dahergekommen wie der Charlie Chaplin!"), störte zumindest bei seinem Treffer nicht.

Robert Dienst (Sturm, 1949-61)

Der Floridsdorfer war beim FAC noch nicht Torschütze vom Dienst, sondern Mittelläufer, als ihn "Bimbo" Binder der Admira wegschnappte und nach Hütteldorf lotste. Das Stürmerauge Binders hat schnell erkannt, dass sich der bullige Durchreißer noch besser als Mittelstürmer eignet. Noch in seiner ersten Halbsaison schoss er zwölf Tore in acht Spielen, bis zum Ende seiner Rapid-Karriere sollte der "Teddybär", wie er wegen seiner Körperfülle vor allem in späteren Jahren gerufen wurde, 307 Meisterschaftstore in 284 Spielen zu Buche stehen haben. Eine Marke, die nicht einmal Hans Krankl erreichte. Dreimal war er Torschützenkönig. Besonders stolz war Dienst auf die 37 Tore in der Saison 1950/51, für die er nur 23 Spiele benötigte.

Jørn Bjerregaard (Sturm, 1966-72)

Als er zu Rapid kam, war er Student, arbeitete bei einer Gärtnerei und schoss so nebenbei Tore für Aarhus. Rudolf Strittich, der langjährige Teamchef Dänemarks, war es, der Rapid den Tipp gab, sich den Jungen mal anzusehen. Sektionsleiter Dienst kam, um ihn zu beobachten, war aber nicht sonderlich überzeugt, wie auch Bjerregaard vom Angebot Rapids nicht überzeugt war. Aus dem Transfer schien nichts zu werden, als Rapid das Angebot doch noch aufstockte und "Johnny", wie er in Österreich bald gerufen wurde, doch noch in Hütteldorf landete. Es sollte keiner bereuen. Bjerregaard schlug sofort ein, war auf Anhieb Publikumsliebling und 1968 auch Torschützenkönig. Unvergessen ist sein Tor am 4. Dezember 1968 im Bernabeu gegen Real Madrid, das Rapid nach einem 1:0-Heimsieg den Aufstieg gegen den Europacup-Serienseiger sicherte. Bjerregaards 120 Meisterschaftstore sind heute noch Rekord für einen Legionär - eingestellt nur fast 50 Jahre später von Jonatan Soriano.

Alfred Körner (Linksaußen, 1942-59)

Als Spieler war er mit seinen sieben Meistertiteln einer der erfolgreichsten Rapidler, der in 323 Spielen 180 Tore erzielte. In den 1980er-Jahren galt er noch als Grantler, der kein gutes Haar an den neuen Spielergenerationen ließ. Irgendwann aber war das Eis wieder gebrochen und Fredi Körner wurde in seinen letzten Lebensjahren zur liebevoll verehrten lebenden Legende. Er erzählte von den Rapid-Werten in alten Zeiten, er sorgte dafür, dass das längst in Vergessenheit geratene Rapid-Lied wieder Gehör fand - und zwar, als er es 2009 zum Jubiläumsspiel gegen Schalke anstimmte und auch bei der Eröffnung des neuen Stadions live zum Besten gab. Als Nationalspieler bleibt der 7:5-Sieg im Viertelfinale der WM 1954 gegen Gastgeber Schweiz (bis heute das trefferreichste WM-Spiel aller Zeiten) für immer mit seinem Namen verbunden. Er steuerte nach 0:3-Rückstand zwei Tore zur Aufholjagd der Österreicher bei. Sein Freund Turl Wagner war sogar dreimal erfolgreich. Als Alfred Körner am 23. Jänner 2021 fast 94-jährig starb, war ihm Wagner um zwei Tage vorausgegangen.

Horst Hötsch

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