Bundesliga (D)

Auf diese Duelle kommt es für Bayern gegen Dortmund an - und umgekehrt

Wer beim Topspiel besonders im Fokus steht

Auf diese Duelle kommt es für Bayern gegen Dortmund an - und umgekehrt

Wiedersehen am Samstag: Nico Schlotterbeck gegen Harry Kane.

Wiedersehen am Samstag: Nico Schlotterbeck gegen Harry Kane. IMAGO/RHR-Foto

Den allerschwersten Rucksack bringt Borussia Dortmund am Samstag nicht mehr mit nach München. Nachdem der ärgste Verfolger des FC Bayern zwischen 2014 und 2024 neunmal in Folge in der Allianz-Arena nicht nur verloren, sondern oft sehr hoch verloren hatte, holte er in den jüngsten zwei Gastspielen immerhin vier Zähler.

Und kämpft nun darum, einen Vormarsch der Bayern zu verhindern. Der Titelverteidiger empfängt den BVB mit vier Punkten Vorsprung und könnte gefühlt schon für eine kleine Vorentscheidung sorgen. Beim sogenannten Klassiker sprechen viele Personalien für die Bayern - ein paar stehen jedoch besonders im Fokus.

Dayot Upamecano und Jonathan Tah gegen Serhou Guirassy

In diesem Sommer hat Dayot Upamecano mal wieder einen neuen Partner zur Seite gestellt bekommen, nachdem es etwa mit Matthijs de Ligt und Min-Jae Kim nicht immer perfekt funktioniert hatte. Das Zusammenspiel mit Neuzugang Jonathan Tah schaut bis dato mindestens gut aus, beide definieren sich über ein Körper- und Mann-orientiertes Defensivspiel, beide sind maximal unangenehme Gegner.

Auf seine härteste Prüfung in dieser Saison trifft das Duo am Samstag, wenn Top-Stürmer Serhou Guirassy für Ärger sorgen will. Der Guineer, der sich seit Wochen mit diversen körperlichen Wehwehchen herumschlägt (geprellte Schulter, Oberschenkelprobleme) und deshalb am Wochenende vorzeitig von der Nationalmannschaft abgereist war, ist zwar seit Mitte September ohne Bundesliga-Tor. Dafür aber traf er in der Champions League gegen Bilbao (4:1) und legte den Ausgleichstreffer von Yan Couto beim Remis gegen Leipzig (1:1) auf. Guirassy bringt ebenfalls Wucht mit, kombiniert mit spielerischer Klasse; auch für ihn wird es jedoch die bislang größte Herausforderung mit dem Münchner Zweigespann. Geht Rechtsfuß Guirassy in Schussposition, dürfte das eher eine Aufgabe für den linken Innenverteidiger Tah werden, ansonsten kümmert sich in der Regel Upamecano um die gegnerischen Schwergewichte.

Konrad Laimer gegen Karim Adeyemi

Zu erwarten ist wieder mal ein dominanter Auftritt des FC Bayern, der selbst die Frankfurter Eintracht in deren Stadion teilweise mit Ballbesitz und Kombinationssicherheit erdrückte. Ein solches Spiel kommt grundsätzlich Raphael Guerreiro zugute, den Trainer Vincent Kompany wahlweise als Linksverteidiger oder Zehner aufbietet. Weil der Portugiese sich über technische Finesse, Passfertigkeit und Übersicht auszeichnet.

Für die Viererkette dürfte Guerreiro am Samstag trotzdem nicht infrage kommen, da er defensiv zu viele Mängel offenbart, vor allem in der Endgeschwindigkeit. Und diese wird gegen Karim Adeyemi dringend benötigt. Der gebürtige Münchner blieb im DFB-Trikot zwar zweimal blass, präsentiert sich beim BVB aber in seiner konstantesten Phase, kombiniert Geschwindigkeit mit Entschlossenheit und Konsequenz. Was es für Konrad Laimer umso schwieriger gestalten dürfte.

Karim Adeyemi

Holte sich beim DFB nur bedingt Selbstvertrauen: Karim Adeyemi. IMAGO/Nico Herbertz

Erinnert sei besonders an das letzte Gastspiel der Münchner in Dortmund (1:1), als der Österreicher große Probleme mit dem pfeilschnellen Torschützen Jamie Gittens hatte. Seitdem ist Laimer besser geworden, in dieser Saison zählt er bei den Bayern bisher zu den großen Gewinnern, ob als Rechts- oder als Linksverteidiger. Für ihn wird es in seinem 100. FCB-Pflichtspiel darauf ankommen, das richtige Gespür für den Zweikampf zu zeigen, im entscheidenden Moment vorzustoßen und den Ball zu erobern. Denn sobald Adeyemi Platz hat, dürfte es für Laimer unmöglich werden, seinen Gegenspieler noch einzufangen.

Luis Diaz gegen Julian Ryerson

Nimmt man seine Einsätze im kolumbianischen Trikot hinzu, kommt Luis Diaz in dieser Saison in 14 Pflichtspielen auf 13 Torbeteiligungen. Herausragende Werte für den Neuzugang aus Liverpool, der beim jüngsten 3:0 in Frankfurt zum Spieler des Spiels avancierte. Er paart eine gewisse Unberechenbarkeit im Eins-gegen-eins mit einer soliden Antrittsgeschwindigkeit. Was beim BVB wohl Julian Ryerson in die Startelf wirft.

Der Norweger ist die defensivere Variante im Vergleich zu Yan Couto, der zuletzt zweimal als Torschütze in Erscheinung trat, und dürfte daher den Vorzug vor dem Brasilianer erhalten. Es braucht beim BVB Cleverness und Klarheit im Zweikampf, um gegen die variable und formstarke Münchner Offensive einen kühlen Kopf zu bewahren. Gerade Luis Diaz ist mit da seinen Haken und Tiefenläufen eine ständige Gefahr - die Dortmund auch durch ein Doppeln einzuschränken versuchen dürfte. Waldemar Anton steht als rechter Part der Dreierkette für diesen Job bereit.

Luis Diaz

Die Bayern-Offensive um Luis Diaz läuft wie eine gut geölte Maschine. IMAGO/Sven Simon

Harry Kane gegen Nico Schlotterbeck

Wie stoppt man einen Stürmer, der in 13 Spielen 21 Tore erzielt hat? Diese Frage stellen sich viele Abwehrspieler, am Samstag darf Nico Schlotterbeck einen Antwortversuch wagen. Der Nationalspieler wird es als zentraler Mann der Dortmunder Dreierkette vermutlich mit dem Toptorjäger der Bundesliga zu tun bekommen und alle Hände voll zu tun haben.

Weil Kane eben nicht nur oder fast nie im Strafraum lauert, sondern sich die Bälle teilweise sogar am eigenen Sechzehner abholt, um den Gegenangriff einzuleiten und diesen - siehe das 5:0 gegen den Hamburger SV - dann selbst abzuschließen. Kane ist schwer zu greifen, Schlotterbeck muss es versuchen, ist dabei aber auch angewiesen auf Hilfe aus dem Mittelfeld, das zentral mit dem Ex-Münchner Marcel Sabitzer und Felix Nmecha besetzt sein dürfte. Denn hier nimmt Kane zumeist Fahrt auf, um dann in den Strafraum vorzustoßen.

Mario Krischel, Matthias Dersch