Kopflos, so wie hier Gimenez gegen van Buyten, präsentierte sich die Hertha in Durchgang eins. dpa
Nach dem 0:1 in Wolfsburg tauschte Bayern-Coach Felix Magath einmal Personal aus: Für Salihamidzic kam Podolski in die Startelf - der Rekordmeister begann so mit drei Spitzen. Tabellenführer Hertha musste sich zu Hause mit einem 2:2 gegen Stuttgart zufrieden geben. Im Vergleich dazu nahm Trainer Falko Götz zwei Änderungen vor und brachte Fathi und Ebert für Neuendorf (Magen-Darm-Virus) und Cairo, gleichbedeutend mit der Umstellung von Dreier- auf Viererkette.
In den Anfangsminuten demonstrierte die Hertha das Selbstbewusstsein eines Tabellenführers und ließ Ball und Gegner gut laufen. Die Bayern aber, zunächst nur in der Zuschauerrolle, hatten die erste Torchance, als Makaay nach glänzendem Zuspiel Pizarros querlegte, statt selbst zu schießen (7.). Nur zwei Minuten später machte es der Niederländer besser: Die Berliner ließen dem Gegner im Mittelfeld zu viel Raum. Podolski nutzte dies, manövrierte mit punktgenauem Pass auf den startenden Makaay die Abwehrkette der Hertha aus. Aus elf Metern traf der Goalgetter per Linksschuss flach rechts unten.
Der Tabellenführer war sichtlich angeschlagen, die Magath-Elf bekam nun deutlichen Rückenwind und das Spiel voll in den Griff. Flüssig und mit großer Sicherheit kombinierten die Hausherren, verwirrten den Gegner mit schnellen Positionswechseln und profitierten von dessen Fehlern: Ebert mit Fehlpass vor dem eigenen Strafraum, Ottl sofort zu Pizarro, der links im Strafraum van Burik stehen ließ. Querpass auf Sagnol, der nur noch den Fuß hinzuhalten brauchte - 2:0 (15.)!
Fußballballett: Makaay, Schweinsteiger und Berlins Boateng. imago
Während bei der "Alten Dame" auch danach ein Fehlpass den anderen jagte, war dies bei den Münchnern, denen die Lust am Spiel richtiggehend anzumerken war, ein Fremdwort. Podolski (17.), Makaay und Lahm binnen Sekunden (19.) schossen Hertha-Keeper Fiedler die Hände heiß, ehe der Angriffswirbel der sehr offensiv ausgerichteten Bayern etwas abebbte. Große Angriffsaktionen der Gäste hatte dies nicht zur Folge. Eberts direkter, freilich harmloser Freistoß aus 28 Metern bedeutete die einzige "Prüfung" für Kahn im ersten Durchgang (21.), den der Rekordmeister bis zum Pausenpfiff nach Belieben kontrollierte. Gegen in allen Mannschaftsteilen maßlos enttäuschende Hauptstädter, die jeglichen Biss in den Zweikämpfen vermissen ließen, hätte Podolski kurz vor dem Halbzeitpfiff fast noch nachgelegt, traf aber nur den Außenpfosten (44.).
Der 7. Spieltag
In der Kabine hatte Gästetrainer Falko Götz sein Team wohl ein konsequenteres Zweikampfverhalten gepredigt. Boateng und Ebert beherzigten dies zu sehr und sahen nach harten Attacken jeweils Gelb. Nach ein paar Minuten Anlaufzeit knüpfte die Magath-Elf dann dort an, wo sie im ersten Abschnitt aufgehört hatte - eine Traumkombination brachte Treffer Nummer drei: Ottl, Makaay und Demichelis praktizierten im Mittelfeld ohne Gegenwehr das Direktspiel. Der Pass des Argentiniers an den Strafraum erreichte nach einer Finte Makaays Sturmpartner Pizarro, der seine starke Leistung mit konzentriertem Abschluss aus elf Metern unter die Latte krönte (53.). Die "Alte Dame" schlug durch den jungen Fathi zurück, der eine Ecke des eingewechselten Cairo gegen den auf der Linie verharrenden Kahn aus vier Metern einköpfte (58.).
Die Hauptstädter kamen nun etwas besser ins Spiel, auch weil die Münchner dies mit etwas laxerer Einstellung begünstigten. Sagnol bremste Pantelics Sololauf im letzten Moment (63.). Der traf aber zehn Minuten später gegen eine in dieser Situation schlafmützige Defensive der Hausherren doch noch, als er ein Boateng-Zuspiel aus 14 Metern halbrechter Position mit einem Knaller hoch ins rechte Eck abschloss.
Berlin schnupperte nun am Punktgewinn, aber nicht lange - ein Konter des FCB nach einer abgewehrten Ecke brachte die Entscheidung: Sagnol schnappte sich das Leder und sein traumhafter Diagonalpass flog genau in den Lauf von Podolski, der Chahed enteilte und aus 14 Metern Fiedler keine Abwehrchance ließ (78.).
Die offensive Aufstellung des Rekordmeisters hat sich am Ende ausgezahlt: Mit einer attraktiven Partie begeisterte die Magath-Elf ihr Publikum und kann in dieser Verfassung der Champions-League-Partie bei Sporting Lissabon optimistisch entgegensehen. Hertha muss nun bis nächstes Jahr warten, um die schwarze Serie (29 Jahre ohne Auswärtssieg) bei den Bayern zu beenden. Am nächsten Spieltag empfängt die "Alte Dame" die auswärts bisher punktlose Gladbacher Borussia.