Weil seine Mannschaft in den letzten Wochen defensiv immer wieder Schwächen offenbart hatte, verlangte Bayern-Trainer Hansi Flick für dieses Topspiel gegen Bundesliga-Verfolger Leipzig, dass sein im Vergleich zum 1:1 gegen Atletico in der Champions League auf vielen Stellen wieder zurückgebautes Team (u.a. Neuer, Müller, Lewandowski kehrten zurück) "wesentlich besser spielt als in den letzten Spielen". Gesagt, nicht getan: Der FCB, ohne Hernandez (Oberschenkelprobleme) angetreten, erwischte keinen berauschenden Start an diesem Samstagabend, ließ sich vielmehr von mutigen und eifrig wie zackig schnell kombinierenden Sachsen überraschen.
Nkunku eröffnet
Mit Folgen: Erst donnerte Sabitzer einen Distanzschuss an den Querbalken (2.), ehe Nkunku gerade noch geblockt werden konnte (13.) und dem Franzosen wenig später das verdiente 1:0 gelang. Nach feinem Forsberg-Steckpass war Nkunku frei durch, tanzte noch weit außerhalb des Münchner Strafraums den herausgekommenen Neuer aus und schob aus vielen Metern ins verwaiste Gehäuse zum 1:0 ein (19.).
Ein wie so oft wild an der Seitenlinie gestikulierender Julian Nagelsmann durfte bis dato also zufrieden sein, wenngleich Coman (11. und 18.) auch den amtierenden Meister zwischenzeitlich anmeldete. Der RB-Coach, der unter der Woche ein wildes 4:3 in Istanbul bei Basaksehir notiert und im Vergleich dazu Adams, Kluivert sowie Nkunku das Vertrauen von Beginn an geschenkt hatte, musste allerdings hernach auch notieren, dass der Favorit nach dem 0:1 Wut aufbaute und diese in eigene Tore ummünzte.
Bundesliga: 10. Spieltag
Aus 0:1 mach 2:1 mach 2:2
So feuerte der für den zwischenzeitlich verletzten Martinez gekommene Musiala die Kugel erst unhaltbar rechts unten zum 1:1 ins RB-Gehäuse (30.), nur fünf Minuten später zog der FC Bayern dann eine feine Stafette über Lewandowski, Coman und Müller auf. Letzterer schob frei vor Keeper Gulacsi zum 2:1 ein (35.). Doch weil sich die Münchner Abwehr doch wieder nachlässig zeigte, war es das noch nicht mit Abschnitt eins - der im Übrigen auch teils hart daherkam (beide Teams schenkten sich in aggressiven Zweikämpfen nichts). Haidara chippte die Kugel in der 36. Minute jedenfalls präzise zum rechts im Strafraum lauernden und nicht im Abseits stehenden Kluivert, der mit seinem ersten Bundesliga-Treffer (im Sommer von der AS Roma ausgeliehen) noch das insgesamt verdiente 2:2 einstrich.
Forsberg wird vergessen
Kurz nach Wiederbeginn stachen die Sachsen sogar mit der zweiten Führung dieses Abends zu: Nach feiner Flanke von Angelino auf den komplett ungedeckten Forsberg nickte der Schwede aus nächster Nähe zum 3:2 ein (48.) - und eine einmal mehr nicht sattelfeste Münchner Abwehr wurde erneut bestrafte.
Mit dem 3:2 im Rücken zogen sich die Gäste etwas zurück, überließen den wieder druckvoller werdenden Hausherren zu weiten Teilen das Feld. Weil den Münchnern um einen bis dato auf Eis gelegten Lewandowski allerdings nicht viel einfiel, es schlichtweg an Esprit fehlte, hatte die RB-Defensive alles sehr gut im Griff.
Müller steht frei
Allerdings nur bis zur 75. Minute, als Musiala geschickt aufbaute und rechts raus an die Strafraumkante zu Coman passte. Der Franzose flankte ins Zentrum, fand den nicht gedeckten Müller - und der Weltmeister von 2014 köpfte aus wenigen Metern zum 3:3 ein (75.). Für Coman war dies zugleich der dritte Assist im Spiel - und zugleich der Schlusspunkt an diesem Abend, weil in einer von Ungenauigkeiten geprägten Schlussphase auf beiden Seiten nichts mehr anbrannte. Lediglich Musiala näherte sich nochmals etwas an, schloss aber deutlich zu ungenau ab (85. und 86.).
So blieb es beim 3:3, mit dem Tabellenführer Bayern München, der in der Champions League am Mittwoch (21 Uhr) Lokomotive Moskau erwartet, besser leben konnte. RB Leipzig, das sich teuer verkaufte und weiterhin zwei Zähler hinter dem FCB Zweiter bleibt, trifft als nächstes am Dienstag (21 Uhr) zu Hause auf Manchester United - und hat dort das anvisierte Achtelfinale selbst in der Hand.