Erneut setzte die deutsche Mannschaft mit Ball die Vorgaben des neuen Trainers erkennbar um, erneut kam sie nach einem Rückstand zurück - und erneut war auf dem Platz viel Leidenschaft zu sehen. Das waren die positiven Aspekte beim 2:2 gegen Mexiko.
Allerdings offenbarte der Weltranglisten-Zwölfte, engagiert unterstützt von über 60.000 Landsleuten im Lincon Financial Field zu Philadelphia, auch noch die aufzuarbeitenden Defizite im DFB-Team. Wie schon in der ersten Halbzeit gegen die USA mangelte es im Defensivverhalten an Tempo und Stabilität. Da gilt es für Nagelsmann, noch den richtigen Mix zu finden.
Wie schon am Vorabend angekündigt, rückte Nagelsmann von der Ursprungs-Überlegung einer mittelgroßen Rotation ab und berief gleich neun Spieler aus der USA-Startelf erneut in die Anfangsformation. Eine richtige Entscheidung. In einer Situation, wo jedes der nun nur noch vier Länderspiele bis zur Benennung des EM-Kaders von eminenter Bedeutung ist, kann man von einem Bundestrainer nicht erwarten, dass er seine Überlegungen den Wünschen und Bedürfnissen der Klubtrainer gänzlich unterordnet. Er nahm ja mit dem Verzicht auf Mats Hummels und dem reduzierten Pensum für Niclas Füllkrug sogar noch Rücksicht auf den Umstand, dass deren Arbeitgeber Borussia Dortmund bereits am Freitag in der Bundesliga gegen Werder Bremen antreten muss.
Neue Konkurrenz für Kimmich und Goretzka
Deutschlands USa-Reise
Nagelsmanns Vorgehen beinhaltete zwei Botschaften. Erstens: Ergebnisse stehen über Experimenten. Dem Bundestrainer ging es in diesem zweiten Testspiel vor allem ums Gewinnen und damit um die Fortsetzung des gegen die USA eingeleiteten Stimmungs-Turnarounds - und nicht darum, Alternativen auszuprobieren und durch Einsätze bei Laune zu halten.
Zweitens: Wer sich bewährt, behält seinen Platz. Besonders deutlich wurde dies bei der erneuten Berufung des routinierten England-Legionärs Pascal Groß, der sich gegen die USA auf der Doppelsechs prima mit Kapitän Ilkay Gündogan ergänzt hatte und auch bis zur geplanten Auswechslung in der Halbzeit gegen Mexiko überzeugte.
Joshua Kimmich, der wie schon vor fünf Wochen gegen Frankreich auch diesmal gesundheitsbedingt nicht mitwirken konnte, und sein Teamkollege Leon Goretzka, dem wie schon gegen die USA nur die Rolle des Einwechselspielers blieb, haben im Mittelfeldzentrum eine neue und ernsthafte Konkurrenz.
Die Außenverteidigung bleibt eine Baustelle
Freilich: Nicht jeder wusste seine Chance zu nutzen. Routinier Thomas Müller, dem Nagelsmann sein 125. Länderspiel in der Startelf bescherte, hatte lediglich 13 Ballkontakte bis zur planmäßigen Auswechslung in der Halbzeit und nicht annähernd die Durchschlagskraft von Füllkrug.
Und der Dortmunder Niklas Süle zeigte sich als Rechtsverteidiger nicht nur bei den beiden Gegentoren recht anfällig.
Die Außenverteidiger-Positionen - auch Robin Gosens konnte links nicht überzeugen - sind noch zwei offene Baustellen für Nagelsmann. Sein Grundgerüst hat der neue Bundestrainer nach seiner ersten Ländserspiel-Woche bereits gefunden.