Hertha-Coach Bruno Labbadia wirbelte seine Startelf nach dem enttäuschenden 1:4 in Freiburg gehörig durcheinander. Mit Alderete, Plattenhardt, Tousart und Cordoba brachte er zwar nur vier Neue, allerdings führte dies zu großen Veränderungen im Defensivverbund. Bis auf Pekarik wurde die Viererkette neu zusammengesetzt, Stark rückte ins Zentrum und verteidigte neben Alderete - Tousart bekleidete die Position auf der Sechs.
Und Schalke? Da tauschte der neue Trainer Christian Gross gegenüber dem 3:1-Pokalerfolg beim SSV Ulm viermal: Kabak, Mascarell, Uth und Hoppe ersetzten Becker, Ludewig, Raman (Knöchelprobleme) und Skrzybski. Neuzugang Kolasinac war noch nicht spielberechtigt. Taktisch liefen die Knappen im 4-2-3-1 auf.
Schalke startet mutig, die Hertha fahrig
Bundesliga, 14.Spieltag
Rasch wurde deutlich, dass sich die Schalker etwas vorgenommen hatten. Auffällig war die grundsolide Abwehrarbeit der Gäste. Das Anlaufverhalten war prima, sowohl die Kontersicherung als auch das Stören des regulären Spielaufbaus funktionierten anfangs ziemlich gut.
Die Hertha hatte Mühe, konnte sich nicht entfalten, was aber nicht nur am Schalker Zweikampfverhalten lag. Vielmehr suchten die Berliner zunächst nach ihrer Linie, sie erlaubten sich zu viele leichtfertige Ballverluste und rückten nicht immer als gesamte Mannschaft nach. So entstanden Lücken, die nicht immer rechtzeitig gestopft werden konnten.
Und dennoch war es die Alte Dame, die die erste wirklich gute Chance des Spiels verbuchte: Nachdem Schwolow ein krummes Ding von Hoppe gefangen hatte (21.), stürmte der zuletzt kritisierte Matheus Cunha nach vorne. Der Brasilianer zog zwei Mann auf sich und bediente Lukebakio, der jedoch gegen Fährmann den Kürzeren zog (23.).
Guendouzi fällt der Ball vor die Füße
Abgeprallt: Herthas Vladimir Darida läuft auf Schalkes Suat Serdar auf. Getty Images
Es war der Auftakt einer Phase, in der sich Chance an Chance reihte: Uth verzog freistehend (28.), Plattenhardts Hammer zischte knapp vorbei (32.), Oczipka rettete gegen Lukebakio (33.) und Schöpf traf das Außennetz (35.). Die Einschläge waren näher gerückt - und dann geschah es: Matheus Cunha traf aus dem Hinterhalt nur den im Weg stehenden Nastasic, doch der Abpraller landete bei Guendouzi, der die Kugel aus 16 Metern sehenswert ins rechte Eck schlenzte - 1:0 (36.).
Die Schalker ließen sich von dem Rückstand nicht verunsichern, sie probierten es weiter und spielten durchaus mutig nach vorne. Nur fehlte fortan der letzte Punch, auch weil die Hertha auf einmal defensiv deutlich stabiler agierte. Dann zeigten sich die Berliner nach Wiederanpfiff auch noch offensiv aktiver. Hälfte zwei begann mit forschen Gastgebern, die den Schalkern ganz offensichtlich früh die Luft rausnehmen wollten. Das klappte dann auch: Matheus Cunha entwischte Serdar und schickte Darida auf die Reise, der kurz darauf ins Zentrum zu Cordoba flankte - 2:0 (52.).
Skrzybski verletzt - Piatek hat das letzte Wort
Das Tor war ein echter Wirkungstreffer. Königsblau geriet danach endgültig aus der Bahn, lief meist nur noch hinterher, während die Hertha klar den Takt vorgab. Hertha war dem dritten Treffer näher als Schalke dem Anschluss, allerdings fehlte es der Alten Dame auch etwas an Entschlossenheit im Abschluss. Pech hatte zudem Skrzybski, der nur zehn Minuten nach seiner Einwechslung aufgrund einer Knieverletzung wieder raus musste (68.).
Sportlich war die Messe da bereits gelesen, das letzte Wort aber noch nicht gesprochen: Das hatte nämlich Piatek, der nur wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung einen wunderbaren Darida-Pass zum 3:0-Endstand veredelte (80.).
Ein Highlight gab es dann noch für den erst 17-jährigen Berliner Netz, der in der 86. Minute sein Bundesliga-Debüt gab und sich nun auf das kommende Ligaspiel am Sonntag, den 10. Januar, in Bielefeld (18 Uhr) freuen kann. Schalke ist tags zuvor (15.30 Uhr) gegen Hoffenheim gefordert.