2. Bundesliga (D)

HSV stellt Sportvorstand Boldt frei - Kuntz wird Nachfolger

Trennung nach fünf Jahren

HSV stellt Sportvorstand Boldt frei - Kuntz kommt als Nachfolger

Nachfolger für den geschassten Jonas Boldt: Stefan Kuntz.

Nachfolger für den geschassten Jonas Boldt: Stefan Kuntz. imago images

Am vergangenen Donnerstag hatte sich der Aufsichtsrat des HSV mit dem Europameister von 1996 in Hamburg getroffen und schnell die Überzeugung gewonnen, den geeigneten Kandidaten gefunden zu haben. Pikant: Im Dezember wurde der 61-Jährige, bis Herbst 2023 Trainer der türkischen Nationalelf, noch von Boldt kontaktiert für die mögliche Nachfolge von Tim Walter. Kuntz sagte aber ab - und nun zu, als es um den Posten des Sportvorstandes ging.

Dienstag machte das Kontrollgremium Nägel mit Köpfen und stellte Boldt, vertraglich noch bis 2025 gebunden, frei - eine konsequente Entscheidung nach fünf gescheiterten Anläufen Richtung Bundesliga. Denn klar ist: Boldt und der HSV sind nie an den wirtschaftlichen Möglichkeiten, sondern vor allem immer an sich selbst gescheitert. Das hatte der 42-Jährige am Pfingstsonntag auch selbstkritisch wie selten zuvor eingeräumt. "Wenn man sich unsere Saison ansieht, dann gibt es sicher keinen Bereich, wo man nicht genauer hinschauen sollte. Das fängt ganz oben an und zieht sich durch andere Bereiche."

Boldt hat diese selbstkritischen Worte jedoch in dem festen Glauben gewählt, dass er unverändert ein Teil derer ist, die von ganz oben draufgucken. Aus dem Aufsichtsrat hatte er - ebenfalls am Donnerstag - aus seiner Sicht die entsprechenden Signale empfangen. Die Räte hatten sich vor Kuntz schon intensiv mit Jörg Schmadtke beschäftigt, anfangs gar von Ralf Rangnick geträumt und in Teilen auch Felix Magath kontaktiert.

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Boldt ist gescheitert und Geschichte

Auf einen gemeinsamen Nenner aber konnten sie sich nicht einigen. Auch deshalb schien Boldt zwischenzeitlich wieder aussichtsreich im Rennen, obwohl die Liste der sportlichen Fehlentscheidungen gerade in der abgelaufenen Spielzeit immer länger geworden ist. Die größten Versäumnisse: Der letztlich falsch gewählte Zeitpunkt des Trainerwechsels und der Fakt, dass es in drei Transferperioden nicht gelungen ist, einen gleichwertigen Ersatz für den wegen Dopings gesperrten Innenverteidiger Mario Vuskovic zu verpflichten.

Boldt ist gescheitert und Geschichte - Kuntz soll nun den insgesamt siebten Anlauf des HSV zurück Richtung Bundesliga starten und muss zunächst die Trainerfrage klären: Steffen Baumgart ist noch bis 2025 unter Vertrag, will trotz gescheiterter Aufstiegs-Mission einen neuen Anlauf nehmen. Obwohl er zuletzt ausschließlich wieder Trainer war, betritt Kuntz mit dem Posten des Sportvorstandes an der Elbe kein Neuland: Von 2006 bis 2008 war er Sportchef beim VfL Bochum, von 2008 an acht Jahre Klubboss beim 1. FC Kaiserslautern.

Sebastian Wolff

Boldt-Aus beim HSV: "Ein Ergebnis der Summe an gescheiterten Anläufen"

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