Eine Hiobsbotschaft hatte Gastgeber Inter bereits Tage vor diesem Champions-League-Auftakt erreicht: Der im Sommer nach 321 unglücklichen Chelsea-Tagen zurückgekehrte Lukaku musste ersetzt werden. Coach Simone Inzaghi, der zudem jüngst das Derby gegen Milan (2:3) in den Sand gesetzt und damit schon die zweite Serie-A-Niederlage kassiert hatte, brachte Routinier Dzeko für den bulligen Belgier an die Seite vom gesetzten Torjäger Lautaro Martinez. Außerdem durften Mkhitaryan und auch der deutsche Nationalspieler Gosens neben etablierten Kräften wie Aufbauexperte Brozovic und Standard-Ass Calhanoglu beginnen. Im Tor bekam der von Ajax Amsterdam gekommene Onana den Vorzug vor Kapitän Handanovic, die Binde trug deswegen d'Ambrosio.
FCB-Trainer Julian Nagelsmann beließ es seinerseits fast bei derselben Startelf wie beim 1:1 gegen Union Berlin im jüngsten Bundesliga-Topspiel: Lediglich Hernandez verdrängte Upamecano im Zentrum der Viererkette und spielte somit neben de Ligt. Vorne kehrte zudem Müller zurück, Musiala musste auf die Bank - dort saß neben Akteuren wie Goretzka oder Tel auch zum vierten Mal in Folge Gnabry.
Kimmich und Sané - einfach wie genial
Spielerisch bot dieses namhafte Duell zweier großer Traditionsvereine vom Start weg Unterhaltung, weil sich beide Mannschaften durchaus mit offenem Visier begegneten. Gerade der FC Internazionale zeigte sich mutig, schob über den als Wandspieler seine Klasse ausspielenden Dzeko an. Der Bosnier bediente so auch gleich mal Lautaro, der aus spitzem Winkel etwas verzog (6.).
CL, 1. Spieltag: Der Mittwoch
Spieler des Spiels
Spielnote
Tore und Karten
0:1 L. Sané (25')
0:2 d’Ambrosio (66')
Spieldaten
A. Onana - d’Ambrosio , Skriniar , Bastoni - Dumfries , Brozovic, Gosens, Mkhitaryan, Calhanoglu - Dzeko , La. Martinez
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Giuseppe Meazza |
| Zuschauer | 58.951 |
Auf der anderen Seite probierte es Kimmich mit so einigen Distanzschüssen, fand seinen Meister aber regelmäßig in Keeper Onana (zweimal 3. und 21.). Auch Müller scheiterte am ehemaligen Ajax-Schlussmann (8.).
Kurzweilig ging's weiter: Dumfries sorgte nach Calhanoglus Flanke aus spitzem Winkel für Gefahr (12.), d'Ambrosio fand mit einem kraftvollen Flachschuss nur die Hände von Neuer (17.) und Müller musste einen starken Reflex von Onana anerkennen (23.). Ab diesem Zeitpunkt änderte sich das Kräfteverhältnis aber: Immer mehr hatte nun der FC Bayern die Oberhand, agierte kontrolliert wie bestimmend und ließ defensiv nichs mehr anbrennen. Gerade Dumfries und Gosens brachten kaum etwas zustande.
Am Ende durfte der deutsche Rekordmeister mit einem verdienten 1:0 in die Pause gehen, welches einfach wie genial ausgespielt worden war: Nach einem eleganten langen Kimmich-Ball in den Rücken der Abwehr - eine typische Aktion des deutschen Nationalspielers - war der nicht im Abseits stehende Sané frei durch, nahm stark an, zog am herauskommenden Onana schnell vorbei und schob aus leicht spitzem Winkel ins rechte Eck zum 1:0 ein. Dumfries oder d'Ambrosio konnten nichts mehr ausrichten.
Sané bärenstark, Serie bärenstark
Sané war auch in den zweiten 45 Minuten nicht groß aufzuhalten von einer nicht allzu eingespielt wirkenden Mailänder Abwehr. Das zeigte sich vor allem in der 66. Minute, als der schnelle Offensivmann das folgende 2:0 quasi zu 90 Prozent selbst zu verantworten hatte: Sané drehte sich vor dem gegnerischen Strafraum, spielte dann einen doppelten Doppelpass mit Coman, ehe am Ende der Querpass folgte. In der Mitte wollte Kapitän d'Ambrosio noch retten, was nicht mehr zu retten war - Eigentor, Vorentscheidung, Inter geschlagen.
Dabei hatten die Lombarden zu Beginn des zweiten Abschnitts erneut eine gute Drangphase mit Abschlüssen von Dzeko, der an Neuer (50.) scheiterte und einen Kopfball zu zentral auf den Körper von Hernandez setzte (54.). Zu schnell hatte die Druckphase aber wieder abgeebbt, sodass fortan wieder fast nur noch der FC Bayern am Drücker war - Pfosten nach Onana-Fehler (65.) inklusive. Mané verpasste am Ende des Tages sogar noch das mögliche 3:0 (68.), genauso wie Joker Gnabry (82.). Von den doch insgesamt sehr harmlosen Nerazzurri, bei denen Gosens durchspielte und doch wenig über links zustande brachte, kam nur noch etwas nach Hernandez' Fehler: Der eingewechselte Correa scheiterte jedoch kläglich (83.), was ihm Pfiffe von den Rängen einbrachte.
Das doch in einer kleinen sportliche Krise steckende Inter, abseits dieser CL-Niederlage schon mit zwei Serie-A-Pleiten versehen, hat am Samstag (18 Uhr) nun den FC Turin zu Gast. Am selben Tag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) empfängt Bayern den VfB Stuttgart. Der nächste Spieltag in der Königsklasse steigt außerdem schon nächste Woche: Mailand muss dann bei Viktoria Pilsen am Dienstag (18.45 Uhr) ran, der in der CL-Gruppenphase schon seit 29 (!) Spielen nicht mehr besiegte FCB (0:3 bei Paris Saint-Germain im Jahr 2017) folgt Stunden später mit dem ersten Heimspiel gegen den FC Barcelona (21 Uhr) - die Rückkehr von Torgarant Lewandowski steht dabei an.
