Nach der gewonnenen Europameisterschaft im Sommer hatte sich Italien zuletzt schwächer gezeigt und unter anderem zwischenzeitlich die beeindruckende Weltrekord-Serie von 37 Länderspielen in Folge ohne Niederlage (Nations League: 1:2 im Halbfinale gegen Spanien, am Ende Platz 3 nach 2:1 gegen Belgien) in den Sand gesetzt. Weil in dieser Schwächephase auch zwei Remis in der WM-Qualifikation passiert waren und Platz 1 in der Gruppe C wieder in arge Bedrängnis gerückt war, standen die Azzurri vor dem Topspiel gegen die Schweiz unter Druck.
Und das wusste die motiviert an die Sache gehende Schweiz (zuletzt 4:0 in Litauen) auch direkt zu nutzen. Beim Gastspiel im altehrwürdigen Stadio Olimpico zu Rom agierten die Eidgenossen mutig, druckvoll und kamen vor allem durch den unerschrocken aufspielenden 21-jährigen Okafor von RB Salzburg, der in Vertretung der verletzt fehlenden Embolo und Seferovic aufgestellt worden war, zum zwischenzeitlich verdienten 1:0. Der Jungprofi legte dabei für den Mainzer Widmer ab - und dieser fasste sich ein Herz, ging volles Risiko - und feuerte die Kugel unhaltbar für PSG-Keeper Donnarumma unter die Querlatte (11. Minute).
Di Lorenzo darf sich bei Sommer bedanken
Gruppe C
Der Gegentreffer versetzte Italien minutenlang in Schockstarre, bei den Fans und Beobachtern dürfte hier direkt das dramatische Verpassen der WM 2018 noch mit Legende Gianluigi Buffon (Aus in den Play-offs gegen Schweden) aufgekommen sein.
Die Azzurri erholten sich jedoch noch in Abschnitt eins von diesem Nackenschlag, spielten plötzlich angetrieben von Trainer Roberto Mancini druckvollen Fußball und kamen obendrein zu großen Chancen. Doch hier parierte zweimal der gewohnt sichere Rückhalt Sommer sicher - in der 22. aus nächster Nähe gegen Barella, zwei Minuten später bei einem Chiesa-Schlenzer. Warum es dennoch mit 1:1 in die Katakomben ging? Weil sich der Gladbacher Bundesliga-Profi bei einem Insigne-Freistoß verschätzte und so di Lorenzo einköpfen ließ (36.).
Jorginho und Zeqiri verpassen das 2:1
Im zweiten Abschnitt passierte lange Zeit nicht viel, im Grunde gar nichts Weltbewegendes. Denn während sich die Nati aufs Verteidigen des 1:1 fokussierte, fiel den ballbesitzdominanten Italienern gegen den Schweizer Riegel nicht viel ein. Erst mit den eingewechselten Berardi, Cristante oder auch Aufbauspieler Tonali kam wieder etwas mehr Schwung rein. Chancen blieben aber Mangelware - abgesehen von einem tückischen Insigne-Abschluss, den Sommer parierte (76.).
Und doch hätte der amtierende Europameister am Ende wie schon im Hinspiel (0:0) den Sieg noch erreichen, denn wie damals wurde noch ein Elfmeter zugesprochen. Dieses Mal aber erst in den finalen Minuten der regulären Spielzeit, nachdem der VAR einen Stoß von Ex-Bremer und Ex-Nürnberger Ulisses Garcia (inzwischen Bern) gegen Berardi ausgemacht hatte. Der eigentlich sichere Jorginho, der beim Hinspiel an Sommer gescheitert war, trat wieder an - und setzte den Ball ein gutes Stück weit drüber (90.). Direkt nach seinem Fehlschuss rang Europas Fußballer des Jahres auch sichtlich mit den Tränen. Und weil kurze Zeit später der Schweizer Einwechselspieler Zeqiri nach einem Donnarumma-Patzer sichtlich überrascht das leere Tor nicht traf, blieb es beim 1:1.
Damit kommt es zwischen den beiden weiterhin punktgleichen Ländern (jeweils 15) an der Spitze der Gruppe C zum Fernduellfinale am Montagabend (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker): Italien (13:2 Tore) ist in Nordirland zu Gast, die Schweiz (11:2 Tore) spielt gegen Bulgarien.