Kölns Trainer Steffen Baumgart wechselte nach dem 1:1 in Nizza zum Start der Conference League auch aufgrund von Belastungssteuerung fünfmal: Schmitz, Martel, Pedersen, Maina und Dietz verdrängten Schindler, Ljubicic, Thielmann, Duda und Tigges auf die Bank. Das hatte zur Folge, dass Hector als Zehner agierte, während Pedersen links hinten übernahm.
Im Vergleich zur verpatzten Heimpremiere in der Europa League (0:1 gegen Royale Union Saint-Gilloise) wechselte auch bei Union Berlins Trainer Urs Fischer fünfmal - allerdings war die Belastungssteuerung beim Schweizer nicht der einzige Grund: Grill hütete anstelle von Rönnow das Tor, der am Freitag im Training einen Schlag abbekommen hatte und deshalb passen musste. Darüber hinaus kamen Diogo Leite, Ryerson, Schäfer und der genesene Siebatcheu für Doekhi (strukturelle Verletzung), Gießelmann, Haraguchi (nicht im Kader) und Behrens.
Bundesliga - 6. Spieltag
Wilde erste Viertelstunde
Baumgartl stand nach seiner Hodenkrebs-Diagnose erstmals im Kader der Köpenicker und durfte sogleich miterleben, wie seine Kollegen früh in Führung gingen: Grills langen Abschlag leitete Siebatcheu zu Becker weiter, der Schmitz narrte und anschließend aus spitzem Winkel abzog. Hübers lenkte die Kugel noch unglücklich zum 0:1 ab (3.).
Es war ein Start nach Maß aus Berliner Sicht, die schon bald die große Chance auf das 2:0 erhalten sollten. Bei einer Ecke köpfte Knoche den ausgestreckten Arm von Kilian aus kurzer Distanz an, Schiedsrichter Benjamin Cortus entschied zu Unrecht auf Elfmeter, den Siebatcheu dann aber mit einem viel zu pomadigen Schuss in die Mitte vergab. Schwäbe dankte und begrub die Kugel unter sich (10.).
Union legt nicht nach, Köln steigert sich
Trotz der vergebenen Top-Chance blieb Union in der Folge die bessere Mannschaft, vor allem defensiv ließ man bis auf einen Fernschuss von Hector (12.) lange Zeit rein gar nichts zu. Offensiv strahlten die Köpenicker dank ihres direkten Spiels immer wieder Gefahr aus, allerdings legten sie nicht nach. Beckers vermeintliches 2:0 wurde nach VAR-Überprüfung wegen Abseits wieder einkassiert (14.), später scheiterte der Niederländer an Schwäbe (21.) während Sturmkollege Siebatcheu neben das Tor köpfte (25.).
Den ersten nennenswerten Abschluss der Kölner gab es nach 29 Minuten, als Maina Grill auf die Probe stellte. Das war auch in etwa der Zeitpunkt, als der Effzeh sich steigerte, die Partie weitaus offener gestaltete und nach ruhenden Bällen auch zu Chancen kam: Weil Pedersen knapp danebenköpfte (41.) und Grill gegen Martel zur Stelle war (45.+3), blieb es bei der knappen, aber nicht unverdienten Pausenführung der Gäste.
Baumgart reagierte in der Halbzeit und brachte Tigges für den unauffälligen Dietz. Dem Effzeh wäre beinahe der Traumstart in den zweiten Durchgang geglückt, allerdings fand Maina abermals seinen Meister in Grill (47.), sodass der Geißbock-Klub weiter dem Rückstand hinterherlaufen musste. Das tat er nun aber mit mehr Elan.
Reife Leistung der Berliner
Das Problem: Die Berliner Deckung stand weiter felsenfest. Union ließ kaum nennenswerte Abschlüsse zu und setzte immer wieder gefährliche Nadelstiche, wie etwa in der 58. Minute, als Trimmels Schlenzer an die Latte klatschte, oder beim Fernschuss des eingewechselten Pantovic (75.).
Die Berliner spielten nicht sonderlich überragend, waren aber klar strukturiert, diszipliniert und zeigten in Summe eine reife Leistung. Die reichte schlussendlich, um die drei Punkte aus der Domstadt mit nach Hause zu nehmen, zumal der Effzeh nach Kilians Ampelkarte (81.) die Schlussphase in Unterzahl bestreiten musste. Als Lohn sprang zudem die Tabellenführung für die Köpenicker an diesem 6. Spieltag heraus.
Für beide Klubs geht es nun international am Donnerstag weiter: Die Kölner sind in der Conference League gegen den 1. FC Slovacko gefordert (LIVE! ab 21 Uhr bei kicker). Union tritt zur gleichen Zeit in der Europa League bei Sporting Braga ran. In der Bundesliga gastiert der FC schließlich am Sonntag in Bochum (17.30 Uhr), die Köpenicker empfangen zwei Stunden zuvor den VfL Wolfsburg.