Im Vergleich zum 3:1 im Achtelfinale gegen die USA nahm der niederländische Coach Louis van Gaal nur eine Änderung vor: In der Offensive begann Bergwijn anstelle des Ex-Bremers Klaassen (Bank), sodass die erste Elf von ihrer nominellen Ausrichtung her einen Tick offensiver wurde.
Anders dagegen Argentinien: Denn Trainer Lionel Scaloni tauschte nach dem 2:1 gegen Australien einmal, Verteidiger Lisandro Martinez ersetzte Offensivakteur Gomez (Bank), sodass die Südamerikaner mit einer defensiven Dreierkette im Zentrum begannen; eine Umstellung, die bereits im Achtelfinale ab der 50. Minute - mit dem ersten Tausch - erfolgt war.
Nopperts riskanter Pass ohne Folgen
Das Duell mit langer und ereignisreicher WM-Historie - nur Argentinien gegen Deutschland sowie Brasilien gegen Schweden (je siebenmal) spielten häufiger gegeneinander - fand vor einer klaren Mehrheit an Fans der Albiceleste statt.
Spieler des Spiels
Spielnote
Spieldaten
E. Martinez - Romero , Otamendi , Li. Martinez , Molina , Acuna - E. Fernandez, de Paul , Mac Allister - Messi , Alvarez
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Lusail Iconic Stadium |
| Zuschauer | 88.235 |
Beide Mannschaften tasteten sich in der Anfangsphase ab, wobei Argentinien etwas mehr Zug entwickelte. Der niederländische Keeper Noppert sorgte mit einem äußerst riskanten Aufbaupass, den Alvarez beinahe erreicht hätte, für den ersten kleinen Aufreger (8.).
Im weiteren Verlauf entwickelte sich lange Zeit eine ausgeglichene erste Hälfte mit extrem wenigen Höhepunkten. Ein verunglückter erster klarer Abschluss der Niederlande durch Bergwijn (24.) sowie die Gelbe Karte für zu starkes Engagement an der Seitenlinie für Scaloni gehörten da schon zu den nennenswerten Szenen (31.).
Molina veredelt Messis Geniestreich
Doch ein Geniestreich von Messi brachte Argentinien in der 35. Minute plötzlich in Führung: Der nach vorne durchgestartete Molina nahm Messis Traumpass am Strafraumrand wunderbar an und traf trotz Bedrängnis von van Dijk an Noppert vorbei zum 1:0-Pausenstand. Der Treffer tat dem Spiel gut, denn die Niederlande wurde deutlich aktiver, klare Chancen sprangen allerdings vor der Halbzeit nicht mehr heraus, dafür sahen gleich vier Spieler - je zwei beider Teams - in der Schlussphase die Gelbe Karte, darunter der Ex-Wolfsburger Weghorst auf der Bank.
WM 2022 - VIERTeLfinale
Van Gaal wechselte zur Pause, es kamen Koopmeiners und Berghuis für de Roon und Bergwijn. Doch positive Auswirkungen hatte diese Maßnahme keine. Denn Argentinien kontrollierte die niederländischen Offensivbemühungen sehr gut und ließ im defensiven Zentrum nicht einmal aus der Distanz Abschlüsse zu. So war es letztlich Messi, der auf der anderen Seite mit einem nur knapp am Tor vorbei platzierten Freistoß die erste klare Chance nach der Halbzeit hatte (63.).
Weghorst macht es spannend
Ein von Dumfries, der Acuna genau auf der Strafraumlinie zu Fall brachte, verursachter Foulelfmeter sorgte in der 73. Minute sogar für das 2:0: Messi verwandelte sicher (73.). Es war sein zehntes WM-Tor, sodass der 35-Jährige mit Batistuta als argentinischer Rekordtorschütze bei Weltmeisterschaften gleichzog.
Nichts sprach in diesem Moment mehr für die Niederländer, die bis dahin keinen klaren Abschluss aufs Tor gebracht hatten. Doch der kurz zuvor eingewechselte Weghorst erzielte per Kopfballaufsetzer mit seiner ersten Abschlussaktion den Anschlusstreffer (83.). Berghuis scheiterte kurz darauf am Außennetz (85.). In den mitunter hitzigen und spannenden Schlussminuten drängte die Elftal auf den Ausgleich. Ein Berghuis-Freistoß aus 20 Metern landete in der Mauer (90.), doch Sekunden vor Ende der über zehnminütigen Nachspielzeit sorgte ein toller Freistoßtrick der Niederländer doch für den 2:2-Ausgleich - erneut war Weghorst zur Stelle (90.+11)!
In letzter Sekunde der Nachspielzeit erzielte Wout Weghorst (Mi.) das 2:2. Getty Images
Wie 2014: Argentinien eiskalt im Elfmeterschießen
In der Verlängerung beruhigten sich die zuvor mehrfach allzu überschäumenden Gemüter - inklusive eines WM-Rekords in Sachen Gelber Karten mit 17 - wieder deutlich. Es wurde wieder stark taktiert, sodass sich kaum Strafraumszenen ergaben. Dies änderte sich erst zum Ende der Verlängerung hin, als Argentinien die Entscheidung suchte: Lautaro Martinez verfehlte das Tor mit einem von van Dijk noch abgefälschten Schuss nur knapp (114.). Di Maria zwang Noppert mit einer direkten Ecke zu einer Parade (120.), Sekunden später scheiterte Enzo Fernandez aus der Distanz am Außenpfosten (121.).
So musste - wie beim letzten WM-Vergleich beider Teams im Halbfinale 2014 - das Elfmeterschießen über das Weiterkommen entscheiden. Und wieder behielt die Albiceleste die Oberhand, denn Van Dijk und Berghuis scheiterten gleich mit den ersten beiden Versuchen der Niederländer an Keeper Emiliano Martinez, während anschließend - bis auf Enzo Fernandez - alle Argentinier trafen.
Im Halbfinale treffen die Südamerikaner damit am Dienstag (20 Uhr) auf Kroatien, das sich im ersten Viertelfinale der WM in Katar überraschend gegen Brasilien (4:2 i.E.) durchgesetzt hatte.
