St Pauli-Coach Holger Stanislawski stellte nach der 0:5-Pleite in Nürnberg viermal um. Lehmann (5. Gelbe) und Zambrano (Sehnenabriss im Oberschenkel) konnten nicht mittun, Ebbers und Kalla nahmen auf der Bank Platz. Bartels, Takyi, der wieder genesene Asamoah (nach Bronchitis) und Volz durften rein. Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia musste nach dem 1:0-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 auf Boulahrouz (Adduktoren) verzichten, stellte Gentner auf und zog Träsch auf die Rechtsverteidigerposition zurück.
St. Pauli erwischte den besseren Start in den Abstiegskrimi, präsentierte sich hellwach und stellte die zögerlich bis ängstlich beginnenden Schwaben in der Anfangsphase vor Probleme. Daube scheiterte mit einer ersten Schusschance aus dem Hinterhalt (7.), dann stand Takyi nur hauchdünn im Abseits – die Nummer zehn der Hamburger hätte freie Bahn gehabt (14.). Was sich im Vorfeld abzeichnete, konkretisierte sich in Minute 19. Boll durfte im gegnerischen Strafraum einen langen Ball unbedrängt annehmen und schaufelte das Spielgerät im Fallen an Ulreich vorbei über die Linie.
Das Gegentor weckte die Lebensgeister bei der Labbadia-Elf. Stuttgarts Coach war über die Startschwierigkeiten seiner Mannschaft sichtlich unerfreut, dann aber konnte er zufrieden einen kleinen Sturmlauf zur Kenntnis nehmen. Der VfB nahm Geschwindigkeit auf, Okazaki prüfte Kessler (22.), scheiterte dabei aber genauso wie Hajnal. Der Ungar schaffte es aus kürzester Distanz nicht am Hamburger Keeper vorbei (23.). Das war Kuzmanovic vorbehalten, der aus großer Distanz trocken ins linke untere Eck verwandelte (24.).
1. Bundesliga, 26. Spieltag
Nach dem Ausgleich war aber Stuttgarts Zwischensprint auch schon wieder beendet. St. Pauli war wieder im Vorteil, kontrollierte das Mittelfeld und stieß immer mal wieder gefährlich vor. Ganz nah am 2:1 war dabei Asamoah, der eine Bartels-Flanke an die Unterkante der Latte hämmerte. Die Kugel sprang von dort wohl auf die Linie und ins Feld zurück – kein Tor (34.)! Das war es dann aber in Durchgang eins, große Höhepunkte sollten nicht mehr folgen, es ging mit dem 1:1 in die Kabinen.
Nach Wiederanpfiff änderte sich zunächst wenig. Die Gastgeber besaßen die Feldhoheit, Stuttgart wirkte alles andere als sattelfest, ließ schnell erste Möglichkeiten zu. Bartels mit dem Hammer (49.), Bruns per Kopf (53.) und Boll aus dem Rückraum (55.) kamen aber nicht zum gewünschten Ergebnis.
Die Schwaben mussten derweil den bereits angeschlagenen Molinaro durch Celozzi ersetzen (51.), änderten früh auch die offensive Ausrichtung – Gebhart kam für den wirkungs- und glücklosen Pogrebnyak (61.). Mehr als ein kurzes Aufbäumen hatte dies aber nicht zur Folge. Kuzmanovic war dem Tor mit einem Freistoß zumindest nahe, Kessler parierte bravourös (66.).
Auch St. Pauli stellte sich neu auf. Sukuta-Pasu und Naki verstärkten die Offensive (73.) und tatsächlich sorgten sie für neuen Schwung. Sukuta-Pasu setzte sich rechts am Flügel willenstark durch, der Pass auf Asamoah kam dann einen Tick zu ungenau (77.). Die Schlussphase geriet spannend, mit Chancen hüben wie drüben. Der Lucky-Punch gelang dann dem eingewechselten Schipplock. Der Mann aus der Amateurabteilung setzte entschlossen nach und zielte kurz vor dem Strafraum ganz genau. Es war das K.o. für den FC St. Pauli, der so kurz vor Schluss den einen wichtigen Zähler noch abgeben musste.
Der FC St. Pauli muss am Samstagnachmittag ins nächste "Endspiel" um den Klassenerhalt zu Eintracht Frankfurt, während die Stuttgarter am Sonntag im Spätspiel den VfL Wolfsburg empfangen und zum nächsten Abstiegsdrama einladen.