Es ist natürlich nicht überliefert, ob es so war, aber vielleicht musste Thomas Tuchel ja ein wenig schmunzeln, als Deniz Aytekin zuletzt mit dem Fußballspruch des Jahres ausgezeichnet worden war. Der 45-jährige Referee hatte gesagt: "Wenn der Musiala anzieht und dir auf 80 Meter 60 bis 70 abnimmt, denkst du anders über dein Leben nach."
Nehmen wir also mal an, Tuchel weiß von dieser Auszeichnung und schätzt diese Art von Humor.
Am Samstagabend zog der Bayern-Dribbler wieder mehrmals an Aytekin vorbei, zig Konter konnte der FC Bayern im Topspiel beim BVB setzen und nicht selten war ein pfeilschneller Jamal Musiala daran beteiligt. Viermal trafen die Münchner ins Tor des BVB, doch selbst der klare 4:0-Erfolg konnte Tuchels Ärger über die Berichterstattung nach dem Aus im DFB-Pokal (1:2 in Saarbrücken) abmildern - endlos polterte er gegen die TV-Experten Lothar Matthäus und Dietmar Hamann.
Bundesliga, 10. Spieltag
Auch mit Aytekin hatte der Bayern-Trainer ordentlich Zoff. In der 42. Minute gab es einen Zweikampf zwischen dem Dortmunder Salih Özcan und Leroy Sané. Der BVB-Mittelfeldspieler stoppte den Linksfuß der Bayern mit einem Zerren und Stoßen.
Für Tuchel nicht nur ein Foul, sondern zwingend auch eine Gelbe Karte, weil es seiner Meinung nach zu viele taktische Fouls gegeben hatte. Özcan sah diese Verwarnung allerdings nicht, dafür hielt Aytekin Tuchel den Gelben Karton unter die Nase.
Also das nächste Feinbild für den Bayern-Coach? Mitnichten! "Das war emotionales Coaching, das ist ganz normal - und ich glaube, es war alles im Rahmen", sagte Tuchel später im Gespräch mit "Sky" und kehrte dann seine charmante Seite heraus. "Ich mag ihn, es ist ein absoluter Top-Schiedsrichter. Es war ein intensives Match, er hat es mir erklärt - also alles gut."
Wenn du ruhig mit Menschen redest, dann reden sie manchmal auch ganz ruhig zurück.
Deniz Aytekin
Der so Gelobte gab das Kompliment indirekt zurück. "Dass in einem solchen Spiel viel Anspannung drinsteckt, ist doch klar. Aber wenn du ruhig mit Menschen redest, dann reden sie manchmal auch ganz ruhig zurück", erklärte Aytekin den vermeintlich hitzigen Austausch mit Tuchel.
Ein Hinweis, den sich Tuchel auch für andere Gesprächspartner zu Herzen nehmen könnte.