Der Coach der Gastgeber, Zoltan Gera, hatte bereits vor dem Turnier mit einigen Ausfällen zu kämpfen und musste auf viel Personal verzichten: Während Palko Dardai, Sohn von Hertha-Coach Pal Dardai, mit muskulären Problemen die Gruppenphase verpasst, hatte der Verband bereits zuvor vier positive Corona-Befunde im Kader kommuniziert, darunter auch Kapitän Patrik Demjen. Gera hatte seinen Kader deshalb um fünf Spieler erweitert.
Stefan Kuntz, der Trainer der deutschen U 21, startete mit einigen Überraschungen in das Turnier, nominierte unter anderem die Neulinge Thiaw (Schalke), Klimowicz (Stuttgart), Stach (Fürth) und Moukoko (Dortmund) zum ersten Mal überhaupt für die U 21. Von den genannten Akteuren schickte der Coach aber zunächst noch keinen von Beginn an auf den Rasen. Die wohl größte Überraschung war der Mainzer Torhüter Dahmen, der den Vorzug gegenüber Leverkusens Grill bekam (Kuntz: "Bauchentscheidung"). Maier führte die deutsche U 21 als Kapitän auf das Feld, Moukoko verletzte sich kurz vor Anpfiff leicht und wurde sicherheitshalber aus dem Kader genommen.
Während Ungarn als Gastgeber der EM (gemeinsam mit Slowenien) keine Qualifikation spielen musste und dementsprechend die Spielpraxis fehlte, lag auch Deutschlands letztes Pflichtspiel, ein 2:1 über Wales, über vier Monate zurück.
Guter Beginn der Deutschen - Beinahe-Eigentor durch Balogh
Lediglich Schlotterbeck und Vagnoman (für Mai und Özcan) rückten seitdem neu ins Team, dementsprechend eingespielt wirkte das deutsche Team vom Anstoß weg. Ein klares Konzept war erkennbar: Maier und Dorsch verteilten im engen Zentrum die Bälle auf die beiden Außenverteidiger, die im Strafraum den Kopf von Anderlecht-Stürmer Nmecha suchten. Allen voran über den linken Flügel machte der künftige Hoffenheimer Raum wie gewohnt viel Dampf.
Von Ungarn war offensiv in den ersten 45 Minuten nichts zu sehen, Pieper und Schlotterbeck hatten das Zentrum gut im Griff. Beinahe wäre Deutschland durch einen Ungar in Führung gegangen, da Innenverteidiger Balogh den Ball an seinem Keeper vorbei um ein Haar ins eigene Tor gelegt hätte (21.).
Danach verflachte die Partie allerdings von Minute zu Minute mehr, der Druck der Deutschen nahm ab, da Unkonzentriertheiten im Aufbauspiel immer wieder Angriffe im Keim erstickten. Bis auf einige weitere Flanken und Gefahr nach Raum-Standards kreierte die Deutsche U 21 bis zur Pause nichts mehr.
Baku dreht auf - und legt nach
Personell und auch am Spiel änderte sich auch mit Beginn der zweiten Hälfte wenig, auch wenn Deutschland wieder etwas mehr Betrieb machte. Hervorzuheben ist dabei Baku, der im ersten Abschnitt noch kaum zu sehen war und nach einer Stunde aufdrehte. Bei seinen ersten beiden Hereingaben (57., 58.) fand er noch keinen Mitspieler, doch aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Von der Grundlinie legte der Wolfsburger in den Fünfmeterraum, wo Nmecha per Kopf die Führung erzielte (61.).
Danach war der Knoten im deutschen Offensivspiel gelöst, nach toller Flanke von Raum schob Baku den Ball zum 2:0 ein (66.). Man merkte der Kuntz-Elf jetzt die Spielfreude an, Berisha traf innerhalb kürzester Zeit zweimal den Querbalken (72., 73.), beim zweiten Mal prallte die Kugel vor die Füße von Baku, der seinen zweiten Treffer markierte (73.).
Klimowicz-Debüt in der Schlussphase - Am Samstag wartet die Niederlande
Die Partie war anschließend durch, Kuntz wechselte munter durch und verhalf Klimowicz noch zu seinem Debüt für die U 21. Groß in Erscheinung treten konnte der Stuttgarter aber auch nicht mehr, da Deutschland Kräfte schonte und Ungarn auch nicht mehr mit dem letzten Willen nach vorne spielte. Es blieb beim letztlich verdienten 3:0 zum Auftakt in die Europameisterschaft.
Als nächstes spielt Ungarn am Samstag (18 Uhr) gegen Rumänien. Die Deutschen erwartet drei Stunden später (21 Uhr) das wichtige Duell mit den Niederlanden, die ihr Auftaktmatch gegen Rumänien 1:1 spielten.