Nach dem unglücklichen 1:2 in Frankfurt, als Union buchstäblich in letzter Sekunde verloren hatte, entschied sich Trainer Urs Fischer zu drei personellen Änderungen: Ryerson und Gießelmann erhielten auf den Außen den Vorzug vor Trimmel und Oczipka, während Haraguchi Platz für Becker machte. Das hatte zur Folge, dass Kruse ein Stückchen weiter nach hinten rückte.
Während bei den Eisernen taktisch also nur kleinere Änderungen zu sehen waren, so sah dies bei den verletzungsgeplagten Sachsen dann doch ein wenig anders aus. Unter der Leitung von Assistenztrainer Marco Kurth, der in Abwesenheit von Coach Jesse Marsch und Co Achim Beierlorzer (beide COVID-19) die Verantwortung hatte, liefen die Leipziger im 3-4-3 auf. Personell standen im Vergleich zum 1:3 gegen Leverkusen vier Neue auf dem Platz: Gulacsi kehrte anstelle von Martinez zwischen die Pfosten zurück, außerdem erhielten Henrichs, Adams und Szoboszlai den Vorzug vor Kampl, Forsberg und Brobbey (alle Bank).
Katastrophaler RB-Start
Bundesliga, 14. Spieltag
Leipzig erwischte einen katastrophalen Start in die Partie und sah sich bereits nach sechs Minuten mit einem Rückstand konfrontiert: Im Anschluss an eine Ecke hatte zuerst Henrichs gegen Baumgartl das Nachsehen und dann Gvardiol gegen Awoniyi, der Nigerianer bejubelte anschließend das frühe 1:0.
Es war der Auftakt zu einer flotten Phase, in der die Eisernen den besseren Eindruck machten, Kruse aber die große Chance zum zweiten Treffer kläglich liegenließ, als er aus fünf Metern freistehend hauchzart links vorbeischoss (12.).
Die Quittung folgte prompt: Nkunku probierte es mit einem Fernschuss aus rund 25 Metern und hatte Glück, dass Union-Keeper Luthe den haltbaren Ball durchrutschen ließ (13.). Der Ausgleich schenkte den Sachsen frischen Mut. Auf einmal war RB da und gestaltete das Spiel offener.
Duell auf Augenhöhe
Bitterer Moment für den Union-Keeper: Andreas Luthe kassiert das 1:1. imago images/Matthias Koch
Es entwickelte sich ein rasantes Duell zweier Mannschaften, die sich auf Augenhöhe begegneten. Union kam dank einer galligen Zweikampfführung im Mittelfeld immer wieder zu Ballgewinnen und Umschaltchancen, konnte daraus aber ebenso kein Kapital schlagen wie RB, das ob der größeren individuellen Klasse und der Vielzahl seiner enorm schnellen Spieler immer wieder Gefahr ausstrahlte. Weil aber Luthe gegen Szoboszlai zur Stelle war (17.) und Silvas Kopfball aus fünf Metern knapp danebenging (40.), ging es mit dem 1:1 in die Pause.
Hälfte zwei kam anfangs eher schleppend daher. Beide Mannschaften beharkten sich im Mittelfeld und neutralisierten sich so weitgehend. Ein ruhender Ball sorgte dann jedoch wieder für Stimmung im Stadion: Nach Gießelmann-Ecke fälschte Laimer einen Kruse-Schuss unglücklich vor die Füße von Baumgartl ab - 2:1 (57.).
Leipzig fehlen die Ideen
Mit offensiven Wechseln (Forsberg für Henrichs, 64.; Kampl für Laimer, 70.) wollte Kurth bei immer stärker werdendem Schneefall die Wende einläuten. Nur mangelte es den Leipzigern gegen dicht gestaffelte und gut sortierte Berliner an zündenden Ideen. Da brachte auch ein Plus an Ballbesitz nichts.
Ein Aufbäumen der Gäste war nicht zu erkennen, das Gegenteil war eher der Fall. Im dichten Schneetreiben erspielten sich die Eisernen Chance um Chance und hätten frühzeitig alles klarmachen können. Allerdings schoss Haraguchi knapp vorbei (81.), während Behrens (83.) und Ryerson (84.) an starken Paraden von Gulacsi scheiterten. Das sollte sich am Ende nicht rächen, auch weil Gießelmann in der 90. Minute gegen Brobbey zur Stelle war. Union Berlin geht also am kommenden Donnerstag (21 Uhr) mit frischem Selbstvertrauen ins europäische Spiel des Jahres an.
Gegen Slavia Prag steht das Finale um Europa an; nur ein Sieg hilft dabei den Köpenickern, die sich in diesem Finale aber aufgrund der neuen Berliner Corona-Beschränkungen lediglich auf die Unterstützung von 5000 Zuschauern werden verlassen können. Tags zuvor wollen die Leipziger zu Hause gegen Manchester City Platz drei in der Champions League und damit das Startrecht in der Europa League sichern. Dafür müssen sie das Fernduell mit dem punktgleichen Club Brügge (bei PSG) für sich entscheiden. In der Bundesliga geht's für RB am Samstag (15.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach weiter, 24 Stunden später gastiert Union bei Schlusslicht Greuther Fürth.