Freiburgs Trainer Christian Streich wechselte nach dem 1:1-Punktgewinn bei RB Leipzig zweimal personell. Haberer und der in Achim bei Bremen geborene Höler verdrängten Heintz und Lienhart auf die Bank. Taktisch stellte Streich von einem 3-4-3 auf ein 4-4-2 mit Doppelsechs um.
Nach der unbefriedigenden 1:4-Niederlage gegen Leverkusen war man bei Werder froh, Mittelfeldmann Klaassen nach abgesessener Gelb-Sperre wieder im Team zu haben. Der Niederländer wurde wie Angreifer Sargent von Coach Florian Kohfeldt in die Startaufstellung berufen. Bargfrede und Selke saßen dagegen auf der Bank.
Einen offenen Schlagabtausch lieferten sich der Sport-Club und der SV Werder. Erste Abschlüsse von Grifo (5.) und Klaassen (8.) fanden jedoch noch nicht ihre anvisierten Ziele. Die Bremer hatten nach ihrem Horror-Auftritt gegen Leverkusen also schnell Bindung an das Spiel gefunden, waren in der Anfangsphase sogar mit teils über 70 Prozent Ballbesitz ausgestattet und gingen nach einem Geistesblitz von Klaassen auch verdient in Führung: In der eigenen Hälfte leitete der Niederländer mit nur einem Kontakt quer über den halben Platz zu Bittencourt weiter, der im Abschluss ruhig blieb und aus 18 Metern zum 1:0 traf (19.).
Der Treffer spielte den Werderanern allerdings nicht wirklich in die Karten, denn stattdessen waren es die Freiburger, die in der Folge das Geschehen diktierten. Die Streich-Elf spielte stringent nach vorne und hatte den Ausgleichstreffer auf dem Fuß - ehe Gebre Selassie Höler in Schussposition den Ball im letzten Moment noch vom Fuß weggrätschte (26.).
Dazu brach den Bremern mit Vogt ein Führungsspieler noch vor dem Seitenwechsel verletzungsbedingt weg, Bargfrede kam positionsgetreu ins Spiel (35.). Der Defensivmann half mit eng geführten Zweikämpfen mit, dass Werder trotz des geduldigen Anlaufens der Freiburger mit einem 1:0-Vorsprung in die Kabine ging.
Bundesliga, 27. Spieltag
Freiburger Dominanz
Ohne personelle Veränderungen startete der zweite Durchgang, in dem Außenverteidiger Friedl zunächst im Spotlight stand: Der 22 Jahre alte Österreicher umkurvte diverse Freiburger Gegenspieler, drang in den Strafraum und bis zur Grundlinie vor, hatte dann aber keinen vernünftigen Abschluss mehr in petto (48.).
Ansonsten aber setzte der Spielverlauf dort an, wo er in der ersten Hälfte geendet hatte: Freiburg kontrollierte das Geschehen auf dem Platz, hatte mittlerweile mehr Ballbesitz und fuhr Angriff um Angriff. So geriet Pavlenka immer mehr in den Fokus, erst gegen Sallai (55.), anschließend klasse bei einem strammen Höfler-Schuss, den der Tscheche blitzsauber parierte (62.).
Den Grün-Weißen fehlte die nötige Entlastung, um der Defensive auch einmal Zeit zum Verschnaufen zu gönnen. Nur selten kam der harmlose Rashica mit Tempo auf die Freiburger Kette zugelaufen. Auch die eingewechselten Osako und Bartels blieben meist wirkungslos.
Bargfrede fliegt, Gulde trifft, VAR überstimmt
So ging es mit einem knappen Bremer Vorsprung in eine dramatische Schlussviertelstunde. In dieser rettete Friedl ein letztes Mal vor Schmid, verletzte sich dabei aber (80.). Der Schweizer Lang half hinten links in den letzten Minuten mit, den Sieg über die Runden zu bringen. Allerdings hatten die Grün-Weißen bis dahin noch ein paar brenzlige Situationen überstehen müssen: Der eingewechselte Kwon verzog (85.), ehe Bargfrede mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde (88.).
Als dann auch noch Gulde nach einem Pfostentreffer Petersens zum vermeintlichen Ausgleich abstaubte (89.), schien Bremen den Vorsprung doch noch verspielt zu haben. Doch der VAR vermeldete eine Abseitsposition Petersens, der in der siebten Minute der Nachspielzeit den letzten Freiburger Ball auf das Bremer Tor schlug, aber an Pavlenka nicht vorbeikam. Die Bremer feierten den fünften Saisonsieg und schöpfen nun wieder Hoffnung, den zweiten Bundesliga-Abstieg noch zu verhindern.
Bereits am kommenden Dienstag (20.30 Uhr) geht es für Freiburg im Rahmen einer englischen Woche mit dem Auswärtsspiel in Frankfurt weiter. Die Bremer empfangen zur gleichen Zeit Borussia Mönchengladbach, müssen dann aber auf Bargfrede und womöglich auch auf die angeschlagenen Vogt und Friedl verzichten.