Bundesliga-Startelfdebüt mit 17 - und dann gleich gegen Lewandowski. Es gibt angenehmere Aufgaben als die, mit der sich Herthas Innenverteidiger-Talent Gechter konfrontiert sah. Mit der Defensive der Hauptstädter hatte er von Beginn an einiges zu tun, der Rekordmeister machte vom Anstoß weg ernst. Nach etwas über 100 Sekunden lag der Ball auch schon im Berliner Tor, Tolissos Treffer wurde wegen einer Abseitsstellung des Franzosen aber vom VAR einkassiert.
In der Folge kam der Tabellenführer fast minütlich zu Abschlüssen, scheiterte aber immer an Schwolow, der sowohl gegen Müller (9.) als auch gegen Coman (10., 16.), Sané (12.) und vor allem mit einer Glanztat gegen Lewandowski (20.) auf dem Posten war. Gerade als die anfangs eingeschüchterten Berliner allmählich in der Partie ankamen und durch Belfodil erstmals vor Neuer vorstellig wurden (21.), fiel dann doch die verdiente Bayern-Führung: Der agile Coman fand mit einer Flanke von links den Kopf von Landsmann Tolisso, der sich gegen Dardai durchsetzte - und diesmal zählte das Tor des Mittelfeldmanns (25.). Zum zweiten Mal in Folge sorgte er damit für das 1:0 der Münchner.
Buhrufe zur Halbzeit
Höher wurde es zunächst nur deshalb nicht, weil der freistehende Tolisso den Doppelpack verpasste (33.) und Schwolow erneut herausragend gegen Lewandowski parierte (36.). Die aufgerüstete Bayern-Formation - nach dem 4:0 in Köln kamen Hernandez, Sané und Coman statt Sabitzer, Roca und Musiala in die Startelf - erdrückte Hertha im ersten Durchgang phasenweise mit einem enorm offensiv ausgerichteten 3-2-4-1, ließ nur im Strafraum die letzte Konsequenz vermissen. Bis kurz vor dem Pausenpfiff. Dann konnte Müller bei einer Freistoßflanke von Kimmich unbedrängt einlaufen und den 2:0-Pausenstand herstellen (45.) - Hertha war hier gar nicht auf der Höhe.
Trainer Tayfun Korkut hatte nach der 2:3-Pokal-Niederlage im Stadtderby gegen Union unter der Woche vier Wechsel vorgenommen und neben Gechter, der den verletzten Stark (Mittelfuß) vertrat, auch Dardai, Pekarik und Maolida statt Klünter, Ascacibar und Richter in die Startelf beordert. Der durchschlagende Erfolg dieser Maßnahmen blieb aber aus, zur Halbzeit reagierten einige der 3000 zugelassenen Zuschauer im Olympiastadion mit Buhrufen.
Darida lässt den Anschluss liegen - Schwolow patzt heftig
20. Spieltag
Im zweiten Durchgang hatte das Publikum dann tatsächlich den Torschrei auf den Lippen, doch Darida vergab nach Hereingabe von Mittelstädt die Großchance auf den Anschlusstreffer (52.). Korkut wollte das sich kurzzeitig aufbauende Momentum nutzen und wechselte gleich dreifach, unter anderem kam Neuzugang Björkan zu seinem Bundesliga-Debüt (58.).
Wirklich in die Bredouille kam der Rekordmeister aber nicht. Bereits vor Daridas Möglichkeit hätten Sané (47., 50.) und Gnabry (48.) für klare Verhältnisse sorgen können, danach ließen erneut Gnabry (61., 62.) sowie Müller (66., 68.) die vorzeitige Entscheidung liegen. Schließlich benötigte der FCB wieder eine Einladung des Gegners, um die letzten Berliner Hoffnungen auf einen Punktgewinn endgültig zu beenden: Schwolows Querpass im eigenen Strafraum geriet zu kurz, Sané spritzte dazwischen und traf ins verwaiste Tor (75.).
Gnabry belohnt sich für Abschlussfreude - Ekkelenkamps sehenswerter Ehrentreffer
Kurz darauf belohnte sich dann auch noch der im zweiten Abschnitt sehr abschlussfreudige Gnabry. Nachdem Gechter kurz zuvor noch seinen feinen Heber auf der Linie entschärft hatte (77.), machte es Gnabry kurz darauf besser und traf nach einem Kimmich-Pass sicher ins lange Eck (79.).
Hertha war immerhin noch der Ehrentreffer vergönnt: Mit seiner ersten Aktion nach Einwechslung fabrizierte Upamecano einen zu kurzen Rückpass, den der ebenfalls eingewechselte Jovetic erlief. Der Comebacker (zurück nach Wadenverletzung) scheiterte noch an Neuer, doch Ekkelenkamp, erst Sekunden zuvor ins Spiel gekommen, lupfte den Nachschuss volley über den Nationalkeeper hinweg ins Tor (80.). Es war der wohl schönste Treffer des Abends - auch weil ein herrlicher Treffer von Sané kurz vor Ende wegen eines vorangegangenen Handspiels vom VAR einkassiert wurde (89.). Das Spiel endete also, wie es aufgehört hatte: mit einem aberkannten Bayern-Tor.
Dem Tabellenführer dürfte es egal sein, der FCB liegt weiterhin mit sechs Punkten Vorsprung an der Spitze. Am kommenden Spieltag (Samstag, 5. Februar, 18.30 Uhr) empfängt er zum Topspiel RB Leipzig, Hertha spielt nach nun drei Heimniederlagen in Folge bereits am Freitag (4. Februar, 20.30 Uhr) gegen Bochum.