Bundesliga (D)

Borré-Abgang beim SVW wieder Thema

Weshalb Werder den Angreifer noch ziehen lassen könnte

Borré-Abgang als falsches Signal? Fritz: "Das sehe ich anders"

Clemens Fritz (li.) überlegt, Rafael Borré doch noch bald ziehen zu lassen.

Clemens Fritz (li.) überlegt, Rafael Borré doch noch bald ziehen zu lassen. IMAGO/Team 2

Es läuft für den SV Werder Bremen. Vier Siege aus den fünf Bundesliga-Spielen seit Rückrundenstart haben die sportliche Situation des Klubs entsprechend verbessert - nur für Rafael Borré gilt das aus persönlicher Sicht nicht unbedingt. Bis zum 17. Spieltag war der Angreifer Stammspieler, stand neunmal in Folge in der Startelf und war fester Partner an der Seite von Nationalstürmer Marvin Ducksch.

Deshalb wollte Werder den bis Saisonende von Eintracht Frankfurt ausgeliehenen Kolumbianer in der Wintertransferperiode auch partout nicht ziehen lassen - obwohl sein bereits feststehender neuer Klub ab Sommer, Internacional Porto Alegre SC, zumindest öffentlich offensiv um einen vorzeitigen Wechsel buhlte. Der Bundesligist wiederum zeigte sich nicht dazu bereit, den eigenen Kader zu schwächen, um das Saisonziel des Klassenerhalts in der Rückrunde bloß nicht zu gefährden.

Bundesliga, 22. sPIELTAG

Borré: Im Werder-Stürmerranking überholt

Seither ist jedoch einiges passiert: Die Bremer sind ihrem Ziel durch die kleine Erfolgsserie inzwischen deutlich nähergekommen, als man das vor dem Re-Start sicherlich noch erwarten durfte: 13 Punkte beträgt nun der Vorsprung auf den Relegationsplatz. Und auch die Rolle Borrés hat sich über diesen Zeitraum entschieden verändert, fünfmal musste er sich in jenen Partien lediglich mit der Joker-Rolle begnügen. Im Bremer Stürmerranking sind Justin Njinmah und Nick Woltemade an ihm vorbeigezogen, und mit Dawid Kownacki gäbe es sogar noch eine dritte Alternative.

Aufgrund dieser Gesamtkonstellation zieht Werder nun also doch einen vorzeitigen Abgang Borrés in Erwägung, wie die Deichstube zuerst berichtete. Diese Absprache bestand intern bereits die ganze Zeit, da das Wechselfenster in Brasilien noch bis zum 7. März einen Wechsel nach Porto Alegre zulassen würde. Dementsprechend will man sich am Osterdeich bis zum Monatsende einen Überblick über den Ist-Zustand und die jeweiligen Aussichten für alle Parteien verschaffen - und dann zu einer Entscheidung kommen. "Das ist aber nach wie vor in beide Richtungen offen", erklärt Leiter Profifußball Clemens Fritz.

Woltemade & Co: Eine Frage der Perspektive

Borré verhält sich zwar nach wie vor professionell, so wie er das auch während der anhaltenden Wechsel-Thematik rund um den Jahreswechsel getan hatte, betont Fritz: "Aber klar ist natürlich auch, dass er sich die vergangenen Wochen ein Stück weit anders vorgestellt hat." Möglicherweise sind die Wochen fast täglicher Spekulationen auch nicht komplett spurlos am Spieler vorbeigegangen.

Für Werder wiederum nicht unerheblich sind neben der Einsparung von Borrés Gehalt bis Saisonende auch die Perspektiven der anderen Angreifer, mit denen der Klub eben noch länger plant als nur bis zum 30. Juni - insbesondere bei Woltemade, dessen Vertrag aktuell ausläuft. Der U-21-Nationalstürmer erhofft sich für seine Zukunftsentscheidung vor allem mehr Spielpraxis. Ihm vor diesem Hintergrund Borré im weiteren Saisonverlauf vorzuziehen, wäre in den Verhandlungen sicherlich schwer vermittelbar.

Fritz: "Schenken die Saison nicht her"

Dass Werder angesichts der quantitativen wie auch qualitativen Schwächung durch einen möglichen Abgang des 30-maligen Nationalspielers Kolumbiens den Eindruck vermittelt, die restliche Spielzeit nicht mit dem bestmöglichen Kader anzugehen, dem widerspricht Fritz insofern auch: "Das sehe ich ein Stück weit anders. Es ist eher ein Signal an die eigenen Spieler, die ansonsten weniger Spielpraxis bekommen könnten", so der 43-Jährige: "Dass wir sagen, wir schenken die Saison jetzt her, wäre durch einen Wechsel nicht der Fall. Selbst für den Klassenerhalt brauchen wir noch Punkte, das ist uns schon bewusst."

Tim Lüddecke

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