Europameisterschaft

Krimi gegen Frankreich: DHB-Team verliert und reist punktlos nach Köln

Olympiasieger abgezockt nach der Pause

Krimi gegen Frankreich: DHB-Team verliert und reist punktlos nach Köln

Kein Zentimeter wird sich geschenkt: Luka Karabatic (re.) arbeitete erfolgreich gegen Juri Knorr.

Kein Zentimeter wird sich geschenkt: Luka Karabatic (re.) arbeitete erfolgreich gegen Juri Knorr. imago images

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Nach der Niederlage der Schweizer im Frühspiel ging es im Spätspiel zwischen Deutschland und Frankreich nur noch darum, welcher Hauptrunden-Teilnehmer wie viele Punkte in die zweite Turnierphase mitnimmt. Was noch vor Anpfiff deutlich wurde: Stimmungstechnisch waren das zwei Welten im Vergleich zum Kantersieg gegen Nordmazedonien.

3. Spieltag in Gruppe A

Und das deutsche Team schien das durchaus zu beflügeln. Von einem unbedrängten Fehlwurf von Spielmacher Juri Knorr ließ sich die DHB-Auswahl nicht aus dem Konzept bringen - sondern antwortete mit einem 3:0-Blitzstart. Andreas Wolff, der gegen Nordmazedonien blass geblieben war (nur eine Parade), wollte offensichtlich etwas gutmachen und nahm dem Rekord-Weltmeister vier der ersten fünf Bälle weg.

Köster ein X-Faktor - Späth hält zwei Siebenmeter

Knorr stellte im Höchsttempo auf 5:3 und provozierte dabei noch eine Zeitstrafe für Abwehrspezialist Luka Krabatic. Doch Frankreich war angestachelt, die Pfiffe in Berlin spornten den amtierenden Olympiasieger an. Speziell aus dem Rückraum und über den Kreis kamen Les Experts immer wieder zum Erfolg, Kreisläufer Nicolas Tornat stellte auf 6:6. 

Im deutschen Angriff avancierte Julian Köster, wie Wolff gegen Nordmazedonien noch blass, zum X-Faktor und hielt die DHB-Auswahl im Spiel. Christoph Steinert vom HC Erlangen, der hauptsächlich für die Abwehr eingeplant ist, kassierte nach einer Viertelstunde bereits seine zweite Zwei-Minuten-Strafe.

Bei Siebenmetern hatte Bundestrainer Alfred Gislason noch ein Ass im Ärmel, gegen den zuvor provokant gegen das deutsche Publikum jubelnden Hugo Descat brachte er David Späth, der dem französischen Linksaußen zwei Versuche aus Nahdistanz abnahm. Ein doppelter Doppelpass von Knorr mit U-21-Weltmeister-Kapitän Renars Uscins war beim 15:14 das letzte emotionale Highlight. Dann sorgten die Franzosen mit einem 3:0-Lauf für einen Stimmungsdämpfer in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena (17:15).

Bellahcene nimmt Knorr-Siebenmeter weg

Nach dem Seitenwechsel kippte das Momentum weiter in Richtung der Franzosen. Nikola Karabatic sorgte mit seinem dritten Tor für das 18:15, nach einem von Kiels Keeper Samir Bellahcene entschärften Knorr-Siebenmeter legte Mem noch einen drauf. Das DHB-Team war gefordert - und lieferte mit einem 3:0-Lauf. Doch das Spiel blieb eines der Phasen, abgezockte Franzosen hatten bei 21:18 den alten Vorsprung wieder, Rückkehrer Kai Häfner (wurde am Freitag zum zweiten Mal Vater) hatte bei 21:22 den Anschluss wiederhergestellt.

Als Knorr per Siebenmeter den ersten Ausgleich seit der 28. Minute herstellte, war die Arena endgültig unter Strom (25:25). Häfner drehte den Regler mit seinem Dreher zur Führung sogar noch einmal nach oben (26:25). Bei 27:27 nahm Gislason acht Minuten vor dem Ende seine nächste Auszeit, doch die Franzosen kamen besser zurück auf die Platte und stellten durch einen Doppelschlag vorentscheidend auf 29:27.

Am Ende stand ein 33:30 für den Olympiasieger, der mit 2:0 Zählern zur Hauptrunde nach Köln weiterreist. Dadurch, dass nur Punkte gegen andere Hauptrunden-Teilnehmer mitgenommen werden, startet Deutschland die zweite Turnierphase mit einer 0:2-Hypothek und 30:33 Toren.

Frankreich - Deutschland 33:30 (17:15)

Frankreich: Bellahcene (1 Siebenmeter-Parade), Desbonnet (11 Paraden) - Mahé 5/3, Mem 5, Fabregas 4, N. Karabatic 4, Descat 3/3, Prandi 3, Richardson 3/1, Remili 2, Tournat 2, Porte 1, L. Karabatic, Konan, Y. Lenne, Nahi

Deutschland: D. Späth (2 Siebenmeter-Paraden), Wolff (16 Paraden) - Knorr 8/3, Golla 5, K. Häfner 4, Heymann 3, J. Köster 3, Mertens 3, Kastening 2, Kohlbacher 1, Uscins 1, Dahmke, Fischer, Hanne, Steinert, Weber

Schiedsrichter: Vaclav Horacek / Jiri Novotny (Tschechien)
Zuschauer: 13.571 (ausverkauft)
Strafminuten: 4 / 4
Disqualifikation: - / -

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